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Thailand, Bangkok - Quarantäne, Isoliert

  • Autorenbild: Martin
    Martin
  • 12. März 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Quarantäne Tag 4, Martin


Unten vor der Tür erwartet mich schon der Fahrer mit einem Van. Ich lade meine Taschen in den hinteren Bereich und steige ein. Die Fahrerkabine ist durch eine Plexiglasscheibe abgetrennt. Macht ja auch Sinn wenn er öfters positiv getestete Personen abholen muss. Ich gebe das Ziel in mein Navi ein, um zu wissen was vor mir liegt. Für die dreißig Kilometer werden wir ungefähr vierzig Minuten brauchen. Da sieht man auch mal wie groß diese Stadt ist. Kim ist ziemlich im Zentrum stationiert und ich werde zum nördlichen Rand gebracht. So liegen zwischen uns circa fünfundzwanzig Kilometer Luftlinie.



Die Häuser werden immer kleiner und bald fahren wir nur noch an Blechhütten vorbei. Hoffentlich bin ich hier nicht am Arsch der Welt untergebracht. Ab und zu sieht man vereinzelt noch etwas modernere, mehrstöckige Gebäude, doch bis zum Ziel ist es noch ein wenig. Die letzten hundert Meter verfolge ich auf dem Navi. Wir biegen das letzte Mal ab und vor uns türmt sich ein recht hohes Gebäude auf. Sieht ganz gut aus. Der Fahrer öffnet mir die Tür, ich schnappe mir meine Taschen und eine ältere Frau zeigt mit wo ich warten soll.



Ich soll meine Sachen ablegen und mich an einen kleinen Tisch setzten. Um mich herum sind weitere Tische an denen ungefähr fünfzig Leute verteilt sitzen. Scheint so, als ob das hier der Essensbereich ist. Wäre natürlich super, wenn sich alle Leute ,die in Quarantäne sind, gemeinsam zum Essen treffen. Der Bereich ist zwar draußen, aber meine Vorstellung von einer abgeschotteten Unterbringung sieht anders aus. Da wäre ich in unserem Hotelzimmer sicherer untergebracht.


Nach einer halben Stunde sitze ich immer noch hier und nichts passiert. Ich schaue mich weiter um, aber die Hinweisschilder die hier hängen sind alle auf Thai. Die Telefonnummern die ich lesen kann kommen mir bekannt vor und ich vergleiche sie mit meiner Anrufliste. Zwei Nummern die ich gestern gewählt habe sind dabei. Ich wähle diese erneut, aber es hebt niemand ab. Hinter einer Plastikfolie sehe ich etwas Gewusel. Sieht so aus als ob dort jemand behandelt wird. Ich behalte meine Taschen im Auge und schaue mal, ob man mir dort weiterhelfen kann.



Hinter der Plane befindet sich eine Art Schwesternzimmer. Ich klopfe an die Scheibe und eine der Krankenschwestern kommt zu mir. Sie zeigt auf die Stelle von wo ich gerade komme und sagt, dass ich sie dort treffen soll. Ich gebe ihr meinen Pass und sie nimmt meine Daten auf. Als es zur Bezahlung kommt zeige ich ihr die Nachricht ihrer Kollegin um zu beweisen, dass ich den Preis runtergehandelt habe. In einem weiteren Raum werde ich dann durchgecheckt. Puls, Sauerstoffgehalt, Blutdruck und Temperatur sind alle im grünen Bereich. Im Anschluss bekomme ich noch eine kleine Tüte mit Notfallmedikamenten gegen Fiber und Husten.


Ich werde von der Krankenschwester Bam auf mein Zimmer begleitet und das ganze Abstandhalten von der Anmeldung verliert hier ein wenig seinen Sinn. Wir betreten einen winzigen Aufzug und fahren in den achten Stock. Im Zimmer tauschen wir Nummern aus, damit ich sie im Notfall erreichen kann und ihr jeden Morgen meine Vitalwerte schicken kann. An Stelle von WhatsApp wird hier die App Line benutz, die ich mir noch schnell installiere. Bam fragt mich noch, ob ich schon etwas zum Mittagessen hatte. Da ich noch keins hatte will sie in der Küche Bescheid geben.




Das Zimmer ist recht groß aber etwas in die Jahre gekommen. Hier und da löst sich eine Leiste und in den Ecken hängen staubige Spinnenweben an der Wand. Bam hatte mich darauf hingewiesen, dass ich das Zimmer verlassen darf, aber die Tür wenn sie einmal zu ist von außen nicht mehr öffnen kann. Das heißt, falls ich mal runter gehe, muss ich alle Wertgegenstände mit mir schleppen, da die Tür in der Zeit offen steht. Auf meinem Schreibtisch stehen zwei Schüsseln mit Geschirr, eine Packung Klopapier und ein großer Sixpack Wasser. Ich habe sogar eine Balkon, dessen Tür aber zu klemmen scheint. Da werde ich mich später mal drum kümmern.



Irgendwann klopft es an der Tür und ich mache auf. Eine Frau reicht mir eine Plastiktüte und verschwindet ohne etwas zu sagen. Ich schaue in die Tüte und mir kommt ein appetitlicher Duft entgegen. In einer weiteren Verpackung liegt ein gebratenes Lachsfilet und in einer kleinen Tüte sind Pommes eingeschweißt. Also wenn das Essen hier so gut bleibt bin ich zufrieden.



Später am Nachmittag bekomme ich sogar noch etwas zu Essen. Dieses Mal Reis mit Spiegelei und stinkendem Fleisch. Ich hatte eigentlich bei der Anmeldung angegeben, dass ich kein Fleisch möchte. Vielleicht ist das ja untergegangen. Da das Fleisch separat in der Packung liegt lasse ich es einfach übrig.



Am Telefon erklärt mir Bam einige Sachen zur Unterkunft. Auch, dass ich die Verwaltung nur schriftlich über Line erreichen kann. Ich speichere die Nummer und bekomme direkt eine Nachricht aufs Handy. Der Text ist wieder in Thai und ich lasse ihn auf Google übersetzen. Es handelt sich um eine Art Anleitung für den Hotelaufenthalt. Der erste Punkt ist die versperrte Balkontür. Diese sei verschlossen, damit man so das Virus nicht verbreiten könne. Ah ja, aber gemeinsam Essen und in einem kleinen Aufzug mit Fremden fahren ist ok.


Weitere Punkte sind Essenszeiten und Hinweise zum Entsorgen des Mülls. Dass man das Gelände nicht verlassen darf ist denke ich klar, wird aber mit einem Polizisten-Emoji noch einmal erwähnt. Auf dem Gelände darf ich mich aber anscheinend frei bewegen.


Ich schreibe der Hotelverwaltung, dass ich bei den nächsten Mahlzeiten bitte kein Fleisch mehr möchte. Kurz danach klopft es an der Tür und ich bekomme die dritte Portion Essen für heute. Die scheinen es echt gut mit mir zu meinen. Oder vielleicht haben sie einfach etwas fehlverstanden. Ich lasse mir noch etwas von dem Reis mit Gemüse schmecken und gehe danach ins Bett.



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