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Nepal, Pokhara - Ein sonniger Tag über den Dächern der Stadt

  • Autorenbild: Kim
    Kim
  • 24. Okt. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Schon vor unserem Wecker werden wir gegen halb sechs von lautem Hahnenschreien wach, begleitet von lautem Bellen und dem Meckern der Ziegen. Das kann doch nicht wahr sein. Perfekt passend zur Symphonie noch das allmorgendliche Rotzen der Nepalesen, was hier kulturell zum guten Ton gehört. Okay, keine Chance, wir stehen ja schon auf! Heute gehts endlich weiter nach Pokhara. Wir sind froh den, durch die heftigen Erdrutsche gescheiterten, Annapurna Circuit endlich hinter uns zu lassen und nach vorn blicken zu können. In Nepal gibt es keine regulären Linienbusse, sodass unser Guesthouse uns den Transport nach Pokhara organisiert. Ein Minibus holt uns wenige Minuten später ab. In Besisahar gabeln wir noch weitere, ausschließlich Einheimische, ein bis der Bus voll ist und es losgehen kann.



Überraschender Weise ist die Fahrt weniger schlimm als erwartet. Klar, es ruckelt und wir werden über fünf lange Stunden von A nach B geschleudert, aber wir haben immerhin keine Angst. Wie auch bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 25km/h. Da sind sogar die waghalsigen Überholmanöver nicht mehr so angsteinflößend. Unglaublich in welch schlechtem Zustand die Straßen hier sind. Durchsäht von Schlaglöchern, mitten durch Flüsse und Erdrutsche. Ich sitze in der Mitte und werde von beiden Seiten vollgeschwitzt, ab und an fallen schlafende Köpfe auf meine Schulter. Meine neue Strategie bei endlosen und kräftezehrenden Busfahrten: Noise Canceling, Musik oder Hörbuch an, Augen zu.


Gegen Mittag erreichen wir endlich Pokhara und werden am alten Busbahnhof abgesetzt. Direkt bildet sich eine Traube aufdringlicher Taxifahrer um uns. Genervt bitten wir sie, uns vielleicht erstmal kurz ankommen zu lassen, um unsere Rucksäcke vom Dach entgegennehmen zu können. Kurz durchatmen. Wir erklären ihnen, dass wir zum Tourist Office wollen. Nach kurzem Suchen auf der Karte fährt uns ein netter Fahrer dorthin. Wir haben nach der anstrengenden Fahrt keine Lust zu handeln und akzeptieren den eigentlich überteuerten Preis von 500 Rupien (umgerechnet etwa 3,50€) einfach. Am Tourist Office angekommen sind wir schonmal positiv überrascht, dass es überhaupt auf hat. Unsere bereits in Kathmandu ausgestellte Genehmigung für den Annapurna Circuit ist ebenso für den Annapurna Base Camp gültig und die Wege sollen wohl in Ordnung und begehbar sein. Dann steht unsere nächsten Tour ja hoffentlich nichts mehr im Weg!

Wir nehmen für weitere 400 Rupien ein Taxi zu unserem Hotel und setzen uns in den schönen schattigen Innenhof mit Pool. Was ein Luxus nach den letzten Nächten in den kleinen Teehäusern im Dschungel. Ein köstlicher vegetarischer Burger, ein frischer Wassermelonensaft, eine westliche Toilette, eine richtige Dusche und eine kuschelige Bettdecke - wir sind im siebten Himmel!



Es fängt wieder an zu regnen, wir legen uns aufs Bett und verbringen den gesamten Nachmittag bei Netflix. Nach sieben anstrengenden Wandertagen endlich mal einen Tag faulenzen. Wir schauen die gesamte Serie zu Ende bis wir erschrocken auf die Uhr schauen. Es ist ja schon Abend, die Sonne längst untergegangen. Wir machen uns kurz fertig und auf den Weg in die Stadt, um uns was schönes zum Abendessen zu suchen. Wir werden fündig und kehren in einem vegetarisch/ veganen kleinen Restaurant ein. Da wir uns darüber im Klaren sind, dass die nächsten zwölf Tage auf dem Trail wieder nur eine kleine Auswahl an lokaler Speisen auf uns wartet, zögern wir nicht lang und bestellen uns zwei vegetarische Pizzen. Selten so gut gegessen! Das Angebot an fleischlosen Gerichten ist hier nicht nur im Verhältnis günstiger, sondern auch deutlich vielfältiger als in Deutschland. Da haben wir definitiv Nachholbedarf. Der Trend auf Fleisch zu verzichten sollte eigentlich gefördert anstatt durch Wucherpreise ausgeschlachtet zu werden.



Pappsatt machen wir uns auf den Rückweg. Unterwegs entdecken wir den ersten richtigen Supermarkt in Nepal und lassen es uns natürlich nicht nehmen kurz hindurch zu schlendern. Ganz schön hikerfreundlich - im Untergeschoss findet sich ein komplettes Regal voll mit asiatischen, gefriergetrockneten Fertiggerichten. Da wir auch auf der nächsten Tour wieder in den Teehäusern einkehren und essen werden, schnappen wir uns nur ein paar Wasserflaschen und gehen zur Kasse. Allgemein wirkt Pokhara moderner und westlicher auf uns als die urige Altstadt von Kathmandu. Eine angenehme Abwechslung, die aber auf uns nicht ganz so authentisch wirkt wie die Hauptstadt. Mit vollen Mägen trotten wir nach Hause, legen uns aufs Bett und schaffen es nichtmal mehr etwas anzuschauen, weil wir so müde sind und direkt einschlafen.


Leider habe ich vergessen meinen Wecker auszustellen, sodass wir etwas zu früh wach werden. Heute ist der langersehnte Waschtag! Bis neun können wir unsere Wäsche bei der Hotelrezeption abgeben. Das ist auch bitter nötig. Wir haben schon viele Touren, teilweise auch bis zu drei Wochen in denselben Klamotten gemacht, sind aber noch nie durch so ein heftiges Klima gewandert. Im Dschungel herrscht eine so hohe Luftfeuchtigkeit und Schwüle, dass man am gesamten Körper innerhalb weniger Minuten durchgeschwitzt ist, die Kleidung klitschnass. Einmal nass, immer nass. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit trocknen unsere Sachen auch über Nacht nicht mehr richtig. Ich freue mich wie ein kleines Kind auf frische Wäsche und gebe alles, sogar meine letzte Unterhose ab. Den Tag verbringe ich also ausschließlich in meiner langen Schlafunterwäsche. Na herrlich. Gut, dass es hier eine Dachterrasse gibt. In dem Aufzug möchte ich nicht unbedingt mehr Zeit unter Menschen verbringen als nötig ;)


Wir frühstücken in Ruhe und gehen dann hoch auf die Dachterrasse. Wir sind schon seit fast zwei Monaten unterwegs und es einer der ersten freien Tage an dem die Sonne scheint. Herrlich! Wir haben einen tollen Blick auf den See und können in der Ferne zum ersten Mal den South Annapurna, sowie den Fishtale Mountain erblicken. Wow! Sie wirken absolut irreal, fast wie gemalt und ganz klein in der Ferne. Ab morgen werden wir ihnen bis zum Base Camp jeden Tag etwas näher kommen. Ich freue mich auf die frische Bergluft.



Den freien Tag nutzen wir, um die nächsten Wanderetappen zu planen, Bilder zu bearbeiten, Blog zu schreiben und noch ein paar Dinge zu besorgen. Nachdem wir die letzten Tage hoffnungslos zerstochen wurden, brauchen wir unbedingt noch mehr Insektenspray, außerdem neues Desinfektionsmittel und Klopapiernachschub für die Tour. Nachmittags legen wir uns nochmal kurz hin und holen daraufhin unsere frisch gewaschene Wäsche ab. Ein Traum. Man lernt schnell wieder die kleinen Dinge zu schätzen. Abends packen wir unsere Rucksäcke und gehen früh schlafen. Startklar für ein neues Abenteuer!



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