Nepal, Kathmandu - Ankunft im Land der Sherpa
- Kim
- 11. Okt. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Nach langen, verregneten und kalten Tagen in Tiflis geht es nun endlich weiter nach Nepal. Es tat gut mal eine Wanderpause einzulegen, aber wir können es kaum erwarten unsere Wanderschuhe endlich wieder zu schnüren und in die Berge aufzubrechen. Und zwar nicht in irgendwelche Berge, sondern die höchsten Berge der Welt in Nepal! Mein größter Traum wird tatsächlich wahr, trotz Corona. Grade rechtzeitig wurden die Landesgrenzen für doppelt Geimpfte ohne Quarantäne nach zwei Jahren wieder geöffnet. Perfektes Timing!
Da unser Flug erst um drei Uhr nachts geht können wir den Tag noch entspannt verbringen. Unsere Reiseunterlagen und PCR Test haben wir gestern schon gedruckt, sodass wir nur noch packen müssen und dann startklar sind. Wir schlafen bis Mittags aus, ich schreibe unsere Reiseberichte von Georgien zu Ende und die ein oder andere Postkarte. Abends gehen wir essen und gönnen uns dazu ein letztes Glas Rotwein und eine letzte Zigarette. Richtig gehört: die Letzte! Nachdem wir in Georgien wie in Saus und Braus gelebt haben brechen nun andere Zeiten an. Wir werden Pässe mit über 5500m überschreiten und dem möchte ich gewappnet sein. In Nepal werde ich 30. Der Vorsatz schon als ich mit dem Rauchen angefangen habe: mit spätestens 30 wieder damit aufzuhören. Meine Lungen werden mir in der Höhe danken. Eine guter Zeitpunkt.


Nach dem Essen legen wir uns noch ein Stündchen hin. Der Wecker klingelt um neun, wir trinken noch einen Kaffee, gehen duschen und sind startklar. Unser Taxi kommt pünktlich und wir sind so früh am Flughafen, dass wir noch eine halbe Stunde auf den Check In warten. Bei der Kontrolle der Reiseunterlagen werden wir rausgerufen. Eine zusätzliche Mitarbeiterin wird gerufen, die uns befragt, welche Unterlagen wir für die Einreise dabei haben. Wir haben das Gefühl, dass das Flughafenpersonal selbst nicht so recht weiß, welche Unterlagen für die Einreise nach Nepal erforderlich sind. Die Frage nach unserem Rückflug können wir nicht beantworten. Wer weiß wohin es uns nach Nepal verschlägt. Die nette Dame telefoniert, geht nochmal zurück zum Schalter, kommt zurück und bestätigt, dass für die Einreise kein Rückticket erforderlich ist. Ok. Dann sollte ja alles passen. Bei der Gepäckaufnahme müssen wir nochmal unsere Pässe samt Visum vorzeigen. Dieses haben wir bereits im Vorfeld bei der Botschaft in Berlin beantragt. Die Frau hinter dem Schalter ist irritiert und sich nicht sicher, ob unser Visum noch gültig ist. Wir warten kurz. Sie fragt eine Kollegin und wir dürfen unser Gepäck aufgeben. Puh. Beim Security Check läuft es ungewohnt locker. Wir dürfen unsere 1,5 Liter Flasche Wasser behalten und müssen, trotz vielem Elekrokram, nichts aus unserem Handgepäck auspacken. Bis zum Boarding dauert es noch etwa eine Stunde. Wir essen noch einen kleinen Burger, trinken eine Cola und gehen zum Gate. Unsere Namen werden aufgerufen. Was ist denn los heute? Nochmal werden unsere gesamten Reisedokumente gecheckt und zusätzlich noch abfotografiert. Nach so vielen Durchläufen sollte bei der Einreise nach Nepal dann ja alles glatt laufen! Verrückte Corona Zeit.

Zunächst geht es drei Stunden nach Doha, Katar. Das Flugzeug ist nur zu etwa einem Drittel besetzt und daher ist es angenehm ruhig. Auch die Turbulenzen halten sich in Grenzen. Dennoch machen wir kein Auge zu. Um acht Uhr morgens landen wir. Wir vertreiben uns die drei Stunden Wartezeit mit einem Kaffee und einem frisch gepresstem Orangensaft. Wir bezahlen in Landeswährung. Beim Umrechnen bekommen wir einen Schock. Was die Preise angeht waren wir wirklich verwöhnt in Georgien. Während der Wartezeit fällt es uns schwer die Augen aufzuhalten.


Beim Start des zweiten Flugs schlafen wir beide schon fast ein. Nebenher läuft ein Film, aber ich bekomme kaum etwas mit. Zumindest für ein bis zwei Stunden. Ab da ist Ramazamba. Mehrere schreiende Kleinkinder, die sich gegenseitig hochschaukeln und pöbelnde Passiere hinter uns. Ich setze meine Kopfhörer auf, schalten Noise Cancelling ein, trinke einen Gin Tonic und mache die Augen wieder zu. Es riecht nach Kotze. Nach einigen Minuten und lautem Klopfen kommt der aufmüpfige Betrunkene aus der Reihe hinter uns von der Toilette zurück. Kein Alkohol mehr für die letzte Reihe hinter uns. Zum Glück. Aber es ist zu spät. Die letzte Stunde unseres Flugs wird begleitet von Würgegeräuschen auf dem Platz direkt hinter mir und einem beißenden Geruch. Die Flugbegleiter entschuldigen sich mehrfach dafür uns keinen anderen Sitz mehr anbieten zu können. Es ist das erste Mal, dass ich froh bin wegen Corona eine Make dabei zu haben. Na der wird sicherlich noch Spaß bei der Einreise und Passkontrolle haben, wenn er nichtmal mehr seine Ausscheidungen kontrollieren kann.
Endlich landen wir. Wir verlassen das Flugzeug und uns kommt warme, tropische Luft entgegen. Ein Bus holt uns ab und fährt uns zum Terminal mit der Aufschrift „Welcome to Nepal“. Wir sind tatsächlich da! Bei der Passkontrolle sind wir die einzigen Touristen, alle anderen Passagiere sind Einheimische. Ich hab das Gefühl, dass auch hier die Flughafenmitarbeiter nicht sicher sind, welche Einreisebedingungen aktuell gelten. Es gibt wieder kurze Unsicherheit wegen unserem Visum, da es bereits von der Botschaft ausgestellt wurde (obwohl das bis vor zwei Wochen noch Voraussetzung für die Einreise war). Wir bekommen unseren Stempel und dürfen weiter zur Gepäckausgabe. Dort warten wir 1,5 Stunden, müssen beim Ausgang nochmal alle Papiere vorzeigen und haben es dann endlich geschafft! Der angekündigte Corona Schnelltest wurde wohl vergessen, aber uns ist’s recht so. Ein Fahrer vom Hostel wartet schon auf uns. Wir sind froh uns kein Taxi mehr organisieren zu müssen. So langsam kommt die durchgemachte Nacht durch.

Die Fahrt zum Hostel ist überraschend angenehm. Natürlich keine Anschnallgurte, aber die habe ich in Nepal auch nicht mehr erwartet. Dafür ungewohnter Linksverkehr! Die Stadt ist bunt, laut und staubig. Genauso habe ich mir Kathmandu vorgestellt. Nach einer halben Stunde kommen wir nach insgesamt 12 Stunden endlich an unserem Hostel an. Total einladend, mit Restaurant und Gemeinschaftsbereichen auf mehreren Ebenen, von Pflanzen durchwachsen und mit Musik hinterlegt. Unser Zimmer liegt im dritten Stock und wir sind positiv überrascht. Wir ziehen uns schnell um und setzen uns ins Restaurant. Am liebsten würden wir direkt schlafen gehen, aber nach der langen Reise knurren uns die Mägen.
Wir entscheiden uns für ein Dum Aloo Curry mit Garlic Naan. Dazu gibt es einen alkoholfreien Mojito. Die Karte passt genau zu unseren Vorsätzen! Viele vegetarische und vegane Speisen und endlich mal eine Auswahl gesunder Säfte, Smoothies und Mocktails. Beim ersten Bissen müssen wir uns ordentlich zusammenreißen - ist das scharf! Aber gut! Nach dem Essen verweilen wir noch kurz in den gemütlichen Sesseln bis wir unser Zimmer aufsuchen und uns direkt aufs Bett werfen. Wir schalten den Fernseher an. Voice of Nepal, wie witzig! Nach nur wenigen Minuten fallen uns, begleitet von Bollywood Musik, die Augen zu.


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