Nepal, Everest Base Camp - Etappe 8: Surke
- Martin
- 22. Nov. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Nepal, Everest Base Camp - Etappe 8
von Kare nach Surke
➙ 12,0km ➚ 512hm ➘ 827m
Um die 15 Kilometer die heute vor uns liegen zu schaffen stehen wir heute wieder früher auf. Das Frühstück steht pünktlich auf dem Tisch. Für jeden zwei kleine Pancakes mit Honig. Danach machen wir uns fertig und ich bestelle mir noch etwas warmes Wasser, damit ich mir das Gesicht und die Haare waschen kann. Der Nebel von gestern ist noch nicht ganz weg aber wir können immerhin ein paar Gipfel sehen. In deren Richtung brechen wir über den stufigen Weg auf. Nach ungefähr einer Stunde kommen wir wieder auf die Jeepstraße die allerdings hier endet. Auf einem großen Platz warten etliche Esel darauf be- und entladen zu werden. Es riecht schon ein wenig wie im Streichelzoo. Hier beginnt wohl das Inferno.



Wir folgen der ersten Eselkarawane bergauf und müssen schon nach wenigen Minuten auf den Gegenverkehr warten. Es geht weiter. Im Schneckentempo folgen wir einigen Eseln und deren Treibern. Also wenn es heute so weitergeht schaffen wir es nicht mehr nach Cheplung. Der Weg ist besser als gedacht, trotzdem müssen wir aufpassen wo wir hintreten. Wie wir feststellen ist es nicht die beste Idee so dicht hinter den Tieren herzulaufen. Hin und wieder lässt einer der Esel gerne mal kräftig einen fahren. Da ist es angenehmer einen gewissen Abstand zu wahren. Bis nach Puiya brauchen wir fast zweieinhalb Stunden. Das waren gerade mal fünf Kilometer.


Beim Mittagessen überdenken wir die nächsten Tagesetappen nochmal. Wir kehren in einem netten Guesthouse ein und bestellen uns Ingwer-Zitronen-Honig-Tee. Der Hammer. Es gibt direkt noch zwei Tassen hinterher. Zu essen gibt es frittierte Kartoffeln mit Spiegelei. Wir wollen hier garnicht mehr weg so gut ist das hier. Die Besitzerin sagt uns, dass sie jetzt gehen muss und wir einfach die Tür hinter uns zu ziehen sollen. Was für ein Vertrauen. Wir ändern die kommenden drei Tage bis Namche und passen die Strecke an unser jetziges Tempo an. Während wir hier sitzen sind in einer guten Stunde ungefähr 80 Esel an uns vorbei gekommen.


Als wir weiter gehen kommt uns auch schon die nächste Kolonne entgegen. Wir bleiben auf einer schmalen Treppe stehen. Die Esel, so ungestüm wie sie sind, überholen ohne Rücksicht auf Verluste. Einer von ihnen tanzt ein wenig aus der Reihe und kommt soweit zu uns, dass es nicht mehr viel braucht und er schmeißt Kim seitlich die Treppe hinunter. Sie kann gerade noch so das Gleichgewicht halten. Glück gehabt. Ab hier achten wir darauf, dass wir immer zum Berg hin stehen wenn uns wieder eine Karawane entgegen gedonnert kommt. Die nächsten Minuten sind aber zum Glück Eselfrei und wir können an einem schönen Aussichtspunkt einige Adler die über uns kreisen beobachten.


Nach einem steilen Anstieg zum nächsten Pass haben wir es endlich geschafft. Es geht heute nur noch bergab. Das ist hier aber leider nicht so einfach wie gedacht. Die vielen Esel haben stellenweise den Weg so zertrampelt, dass man große Stufen hinabsteigen muss. Die ganze Scheiße macht es nicht weniger rutschig. Kurz vor unserem Ziel sehen wir einen Porter am Wegesrand liegen und schlafen. Erschöpft hat er sich mit samt seinem Zentnerschwerem Korb einfach ins Gebüsch gelegt. Es ist schon wahnsinnig wenn man überdenkt was hier für uns Touristen in Bewegung gesetzt wird. Hunderte von Eseln werden jeden Tag mit schweren Glasflaschen beladen durch unwegsames Gelände gescheucht, nur damit wir hier oben eine warme Dusche haben oder ein leckeres Dal Bhaat genießen können.

Endlich können wir den ersten Blick auf Surke werfen. Ein kleiner Ort weit unten im Tal. Er scheint auf jeden Fall belebt zu sein. Am Ortseingang steht direkt die Lodge die uns beim Mittagessen empfohlen wurde. Wir kommen näher und müssen feststellen, dass sie geschlossen hat. Auf der anderen Flussseite stehen noch mehrere Gasthäuser von denen zum Glück einige geöffnet haben. Wir suchen uns eines von vielen aus und beziehen unser Zimmer. Im Laufe des Abend checken immer mehr Wanderer ein und es wird direkt etwas wuselig. Bestimmt ein Vorgeschmack auf die Orte die hinter Lukla liegen. Eine Gruppe aus sechs jungen Augenärzten ist auch in unserer Unterkunft und erzählt uns von ihrem Vorhaben. Sie verbinden in ihrer Freizeit ihr Hobby, das Wandern, mit ihrem Beruf. Sie haben eine wohltätige Organisation gegründet, untersuchen Kinder in abgelegenen Dörfern und statten diese bei Bedarf mit Brillen aus. Wir unterhalten uns noch einige Zeit mit ihnen und erfahren, dass ihr Guide schon drei mal den Everest bestiegen hat. Wie beeindruckend!

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