Nepal, Everest Base Camp - Etappe 2: Kinja
- Martin
- 16. Nov. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Nepal, Everest Base Camp - Etappe 2
von Shivalaya nach Kinja
➙ 19,3km ➚ 1105hm ➘ 1292m
Da wir heute ein lange und sehr anstrengende Etappe vor uns haben geht der Wecker wieder früher. Um viertel nach sechs müssen wir aus unseren Schlafsäcken. Verdammt ist das kalt heute morgen. Wie soll das nur auf 5000 Metern werden? Wir ziehen uns an und gehen zum Frühstück runter. Der Gastgeber ist wirklich sehr freundlich. Wir unterhalten uns noch eine Weile und er gibt uns einige Tipps für die heutige Strecke. Uns fällt auf, dass der komplette Boden im Dorf nass ist. Es hat doch heute Nacht nicht geregnet! Wir fragen nach und erfahren, dass an trockenen Tagen der Boden bewässert wird. So wird der Staub gebunden und nicht durch Wind oder Autos aufgewirbelt.

Unsere erste Station ist heute der Checkpost im Dorf. Wir zeigen unsere Permits und die Frau trägt unsere Daten in ein Buch ein. Nummer 48 und 49 im November. Das sind echt nicht viele Wanderer. Unser Gastgeber meinte, dass normalerweise 50-60 Touristen am Tag kommen. Hoffentlich wird das in der nächsten Saison wieder besser. Direkt hinter dem Ort steigt der Weg im Zickzack steil an. Wir steigen die Stufen hinauf und hören von weitem ein Horn. Wir halten Ausschau und entdecken auf der anderen Talseite eine Schlange aus bestimmt dreißig Menschen. Während wir weiter hinauf gehen können wir immer wieder einen Blick auf die Leute werfen. Nun glauben wir zu wissen was wir da sehen. Es sieht so aus als ob die vorderen einen Leichnam tragen. Sie gehen in Richtung des Flusses und legen ihn ab. Die anderen haben Äste und Holzscheite dabei. Wir sind zu weit weg um genaues sehen zu können. Aber wir sind uns ziemlich sicher, dass es sich um eine Beisetzung handelt.

Durch den steilen Anstieg bringen wir schnell die ersten Höhenmeter hinter uns. Wir checken die Karte aber es sind immer noch 800 die vor uns liegen. Das schöne am Aufstieg ist, dass sich hier oben die ersten Schneebedeckten Gipfel zeigen. Ein Vorgeschmack auf die nächsten Tage. Die Vegetation erinnert, abgesehen von einiger exotischen Pflanzen wie Bambus und Bananenbäumen, ein wenig an die Alpen. Vor allem die herrlich duftenden Kiefern verbinde ich immer mit Urlaub in Österreich. An den freien Stellen, an denen die Bäume keinen Schatten spenden ist es heute brennend heiß. Das macht den langen Aufstieg nicht gerade einfacher.



Oben angekommen suchen wir uns aus der kleinen Auswahl das erstbeste Restaurant aus. Hier in der Sonne können wir uns erstmal richtig trocknen lassen. Die gebratenen Nudeln mit Ei sind leider nicht die besten und angebrannt sind sie auch noch. Naja kann ja nicht überall schmecken. Von hier geht es nun, so wie wir es aus der Karte lesen konnten, steil bergab. Über etliche Stufen steigen wir den Weg hinab und queren immer wieder eine Jeeppiste. Die Straße sieht aus als wäre sie noch nicht lange hier. In unserer Karte ist sie auf jeden Fall noch nicht eingezeichnet, aber wer weiß wie alt die ist. Manchmal geht es die Stufen so steil bergab, dass wir uns entscheiden den Serpentinen der Straße zu folgen.


Nach den Stufen erreichen wir Bandar, ein kleiner Ort mit einem schönen Tempel. Von hier soll es nur noch sanft hinab gehen. Wir folgen dem Pfad über saftige Wiesen. Jetzt macht sich so langsam die Anstrengung in den Füßen bemerkbar. Wir legen eine Pause ein und lüften unsere Schuhe. Bald sind wir wieder auf einer Straße und folgen dieser aus dem Ort hinaus. Mit dem sanften Abstieg ist es aber wieder vorbei. Der Weg schlängelt sich in Serpentinen nach unten. Wir nehmen oft den alten Weg um schneller nach unten zu gelangen. Es ist schon spät und es liegt noch einiges vor uns. Zwischendurch zeigen sich ein paar Häuser in einiger Entfernung. Ist das unser Tagesziel? Ich vergleiche die Umgebung mit meiner Navigationsapp. Zu früh gefreut. Unser Ort liegt noch weiter hinten im Tal versteckt.


Im Tal angekommen befinden wir uns in einer riesigen Baustelle. Hier wird wohl ein Wasserkraftwerk gebaut. Der gesamte Ort ist voll mit Baggern, Raupen und Baumaterialien. Wir folgen der Straße weiter am Fluss entlang und nun beginnt es auch langsam dunkel zu werden. Ein, zwei Kilometer haben wir aber noch zu laufen. Da die Straße von hier fast flach verläuft legen wir die Strecke zügig zurück. In Kinja angekommen sieht alles sehr verlassen aus. Es sind zwar einige Menschen vor ihren Häusern aber nirgendwo brennt Licht. Als wir endlich eine Lodge finden fragen wir die Frau nach einem Zimmer. Sie führt uns in den zweiten Stock uns sagt, dass es leider kein Licht gibt. Ah, deshalb ist das Dorf wohl so dunkel. Scheint überall der Fall zu sein. Nach diesem langen und anstrengenden Tag sind wir zu müde um noch irgendetwas zu machen wir legen uns in Bett und warten aufs Abendessen. Als es fertig ist gehen wir runter in die dunkle Küche und genießen ein wirklich leckeres Dal Bhat.

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