Nepal, Everest Base Camp - Etappe 16: Pangboche
- Martin
- 1. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Nepal, Everest Base Camp - Etappe 16
von Dole nach Pangboche
➙ 10,8km ➚ 705hm ➘ 725m
Die Reisegruppe bricht heute später auf, somit sind wir die ersten die aufstehen. Man merkt sofort, dass es heute etwas wärmer ist. Das Aufstehen fällt nicht schwer und wir sind ruckzuck beim Frühstück. Also die Sonne sich blicken lässt kommen auch die ersten der anderen Gäste aus ihren Löchern. Sie nutzen die wärmende Sonne und machen, zur Erheiterung der Sherpa, ein paar Gymnastikübungen auf dem Rasen. Wir packen unsere Sachen und setzen uns noch für einen letzten Tee in den mittlerweile gefüllten Speisesaal. Wie wir mitbekommen haben die zwölf Leute der Gruppe wieder acht verschiedenen Dinge zum Frühstück bestellt. Das sorgt natürlich für Chaos und Stress in der Küche. Im Touristoffice in Kathmandu hing ein Schild auf dem darauf hingewiesen wurde, dass man, gerade als Gruppe, darauf achten solle sich auf identische Gerichte zu einigen. Kann man eigentlich auch so drauf kommen.
Als erstes liegen heute sechshundert Meter Abstieg vor uns. Das geht soweit auch ganz gut wären da nicht immer wieder kleine Anstiege die uns außer Atem bringen. Ist vielleicht die Sonne die wir so garnicht mehr gewohnt sind. Ein Hund, den wir schon vom Vortag kennen, begleitet uns heute. Immer wieder verschwindet er für einen Moment bis er plötzlich an uns vorbei huscht und uns manchmal zu Tode erschreckt. Am Armyposten checkendie Soldaten unsere Permits und lassen uns weiterziehen.

Da nach Phortse Thanga der größte Aufstieg für heute ansteht erholen wir uns noch einmal im Tal. Wir füllen unsere Wasservorräte auf und gehen los. Halt! Was liegt denn da noch? Meine Wasserflasche. Gott sei Dank. Spätestens beim nächsten Trinkstopp hätte ich das zwar gemerkt, aber zurück bergab und dann wieder rauf, nee Danke. Der Aufstieg nach Phortse fällt leichter als gedacht. Zusammen mit dem Hund sind wir ziemlich zügig oben. Kurz vor dem Ort verfällt der Hund in eine Art Jagdmodus und verschwindet für einige Zeit im Gebüsch. Plötzlich hören wir etwas rascheln und ein Reh sprintet von links nach rechts über den Weg den Hang hinunter. Nur einen Augenblick später kommt der Hund hinterher aber nach einer halben Minute steht er wieder neben uns. Warst wohl nicht schnell genug!?

Phortse wirk auf den ersten Blick wie verlassen. Ist es auch, zumindest die Lodges. Wir sehen am anderen Ende des Dorfes bestimmt 50 Leute sitzen. Keine Ahnung was die da machen. Oberhalb von ihnen steigt Rauch vom Hügel auf. Vielleicht wieder eine Beerdigung? Wir finden eine geöffnete Lodge und kehren ein. Wir fragen die Frau was die Menschen dort draußen tun. Sie erzählt uns von einer großen Aufräumaktion bei der der Müll in den Bergen gesammelt wird. Ob der Rauch wohl auch daher kommt? Ist ja keine Seltenheit, dass hier Müll verbrannt wird.



Nach einer Portion gebratener Kartoffeln ziehen wir weiter. Es geht weiter den Berg hinauf zu einem Pass. Von hier hat man einen wunderbaren Blick zurück auf die Etappe nach Namche. Etwas abseits des Passes sehen wir die Reste des Feuers. Etliche Raben haben sich jetzt hier versammelt und wollen ihr Stück vom Kuchen. Von hier an wird der Weg schlagartig sehr schmal und führt an einem steilen Abhang vorbei. Hin und wieder müssen wir über ungleichmäßige Steinstufen steigen. Was eigentlich kein Problem darstellen würde wäre das nicht so unglaublich steil neben uns. Auch der Hund nervt jetzt etwas und quetscht sich immer wieder an uns vorbei. Das wird uns zu unangenehm. Leider machen wir dem Hund jetzt deutlich, dass er zurückgehen soll. Nach ein paar Versuchen scheint er es zu verstehen und bleibt einfach sitzen. Er schaut uns noch eine Weile hinterher bis er sich endlich umdreht und zurück läuft.

Der Weg wird immer anstrengender zu laufen. Er verläuft nicht, wie in der Karte verzeichnet, auf einer Ebene sondern geht, typisch für Nepal, immer wieder auf und ab. Fast zur gleichen Zeit verspüren wir beide heftige Bauchschmerzen. Da war wohl etwas beim Mittag nicht ganz ok. Wir legen immer wieder kurze Pausen ein und lockern unsere Hüftgurte vom Rucksack. Der Pfad steigt immer weiter an. In der Ferne könne wir schon den Hochpunkt sehen. Über eine steile Steintreppe quälen wir uns dorthin. Aber wir werden belohnt. Die Aussicht ins nächste Tal ist unglaublich. Die Berge Lhotse und Ama Dablan tauchen vor uns auf und bestimmen von nun an das Panorama. Als wir ein Foto von der Szenerie machen bemerken wir eine riesige Ziege die über uns auf einer Felsnadel thront. Wie ist die denn bitteschön dahin gekommen? Ein herrlicher Anblick. Und sie scheint es zu genießen.



Als Pangbouche endlich in Sichtweite ist Dauer es nicht mehr lange bis wir dort sind. Etwas orientierungslos schlendern wir durch den Ort bis wir ein schöne Unterkunft gefunden haben. Die Frau begrüßt uns herzlich und zeigt uns das Zimmer. Von hier haben wir einen super Blick auf die umliegenden Berge die im Sonnenuntergang anfangen zu glühen. Ich gehe vor die Tür um einen noch besseren Blick zu bekommen. Draußen werde ich von zwei kleinen Mädchen zum Rabenfüttern eingeladen. Sie reichen mir trockene Ramennudel, die wir den Viechern zum Fressen hinwerfen.
Zum Tee setzen wir uns mit der Besitzerin Nima und ihrer zweijährigen Tochter Sonam Dolma in die Küche. Während Nima für uns das Abendessen zubereitet sorgen wir für Kinderbelustigung. Den Teig von unseren Nudeln funktionieren wir zu Knete um und wir bauen zusammen ein paar, mehr oder weniger erkennbare, Tiere. Das aufgeweckte Kind nennt uns mittlerweile Tante und Onkel und singt Happy Birthday auf nepalesisch für uns. Auch wenn niemand von uns heute Geburtstag hat. Nima erzählt uns ein wenig von ihr und wir erfahren, dass ihr Vater schon acht mal auf dem Everest war. Für jede Besteigung hängt auch eine Urkunde an der Wand. Als wir ihr erzählen von wo wir heute kommen, meint sie, dass dort gestern eine 60-jährige Frau gestorben wäre. Jetzt wissen wir auch woher das Feuer kam.

Zum Essen gesellt sich dann Sonam wieder zu uns an den Tisch. Auch sie bekommt eine Momo und etwas Knoblauchsuppe. Dann bringen wir noch ihre zwei Teddys ins Bett bevor auch wir uns in unsere Schlafsäcke kuscheln.
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