Nepal, Everest Base Camp - Etappe 1: Shivalaya
- Kim
- 15. Nov. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Nepal, Everest Base Camp - Etappe 1
von Jiri nach Shivalaya
➙ 9,9km ➚ 505hm ➘ 635m
Ich wache mit schmerzendem Rücken auf. Die anstrengende Fahrt von gestern steckt mir noch richtig in den Knochen und die harte Matratze hat ihr Übrigens dazugetan. Gebückt schleppe ich mich zum Frühstückstisch. Fühlt sich an, als wäre da etwas geprellt. Na kein Wunder, so wie ich gestern umher geschleudert wurde. Gegen halb neun schulter ich mir vorsichtig den Rucksack auf und hoffe, dass ich einigermaßen gut durch den Tag komme.


Wir kommen einigen Schulkindern entgegen, die uns überrascht grüßen. Wir sind die einzigen Touristen im Ort und fallen dementsprechend auf. Wir folgen ein kleines Stück der Jeeppiste, bis wir links einen kleinen mit Stufen besetzten Pfad hinaufsteigen. Unser Etappenziel Shivalaya ist überraschenderweise sogar ausgeschildert. Die Woche Pause tat auf jeden Fall gut und unsere Beine fühlen sind endlich nicht mehr so schwer an, sodass wir relativ fix unterwegs sind.

Nach etwa hundert Höhenmetern stoßen wir wieder auf die Straße. Nach ein paar Metern meldet sich die GPS Uhr. Streckenabweichung. Wo sollte es denn da bitte den Hang hoch gehen? Wir drehen um und nach einigen Metern entdecken wir den Pfad etwas oberhalb. Das untere Stück wurde wohl vom Monsun im Sommer weggespült, sodass wir ein paar große Erdstufen hinaufkraxeln müssen. Der Weg wirkt ab hier eher weniger begangen und führt uns abwechselnd durch Reisfelder, an kleinen Höfen vorbei den Berg hinauf.

Zwischendurch bieten sich immer wieder tolle Ausblicke in die umliegenden Täler. Die Vegetation ist hier nochmal ganz anders als beim Annapurna und wird eher von Nadelbäumen dominiert. Das Klima ist trockener und in der Sonne bei 15 Grad angenehm warm. Ideales Wanderwetter, dass wir definitiv zu schätzen wissen. Je näher wir dem Everest die nächsten Wochen kommen, desto kälter wird es. Da wir relativ spät unterwegs sind auch gerne mal bis -15 Grad. Ich hoffe unsere Ausrüstung wird den extremen Temperaturen stand halten!

Nach 500 Höhenmetern haben wir den ersten Anstieg für heute geschafft. Wir trinken einen großen Schluck und machen uns zügig an den Abstieg nach Shivalaya. Man merkt, dass nicht viele die Route von Jiri nach Lukla wählen. Die meisten fliegen dorthin. Zum einen ist die Route dadurch etwa eine Woche kürzer und damit „urlaubstauglicher“ und man erspart sich die gestrige Höllenfahrt. Da es sich aber um den gefährlichsten Flughafen der Welt handelt und man zu schnell zu hoch startet haben wir uns für die klassische Route von Jiri aus entschieden. Vom Annapurna Base Camp Trek sind wir noch etwas verwöhnt was die Anzahl der Teehäuser auf dem Weg angeht, aber wir genießen die Ruhe und Einsamkeit hier.
Abwechselnd geht es über Stufen und enge Pfade hinab ins Tal. Einige störrische Ziegen, ein knurrender Hund, aber immerhin freundliche Einheimische kreuzen unseren Weg. So langsam merken wir den An- und Abstieg doch etwas in den Beinen. Wir haben seit fast drei Stunden noch keine richtige Pause gemacht, geschweige denn den Rucksack abgelegt. Da es nicht mehr weit bis zum nächsten Dorf ist entscheiden wir es durchzuziehen.

Wir queren eine Hängebrücke und wechseln auf die andere Talseite. Wir können schon einen Teil von Shivalaya erblicken. Am Flussufer picknicken ein paar Dorfbewohner und die Kinder spielen auf den großen Wiesen. Kurz vor der Siedlung versperren uns ein paar Kühe den Weg, die keinen besonderen friedlichen Eindruck machen. Wir gehen ein Stück den Hang hinauf und warten ab, bis sie mit ihren kleinen Kälbern freiwillig den Weg für uns freimachen.




In Shivalaya angekommen kehren wir in einem hübschen Guesthouse am Fluss ein und bestellen uns gebratene Kartoffeln mit Gemüse zum Mittagessen. Unsere Mägen knurren und wir können es kaum erwarten. In der Zwischenzeit holen wir die Landkarte raus, breiten sie auf dem Tisch aus und fragen den Besitzer, ob auf dem Weg zum nächsten größeren Ort noch eine Unterkunft liegt. Eigentlich wollen wir noch ein gutes Stück weiter, aber leider ist das in der Karte vermerkte Guesthouse momentan nicht bewirtschaftet. Wir haben also zwei Optionen: heute noch den gesamten Aufstieg von über 1000 Höhenmetern antreten oder morgen früher starten und eine längere Etappe laufen. Da es schon nach Mittag ist und die Sonne hier so früh untergeht entscheiden wir uns dafür hier zu bleiben. Ein sanfter Einstieg in die nächsten vier Wanderwochen.


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