Nepal, Annapurna Circuit - Etappe 5: Khanegaon
- Martin
- 21. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Nepal, Annapurna Circuit - Etappe 5
von Jagat nach Khanegaon
➙ 7,9km ➚ 294hm ➘ 318m
Heute endlich mal ausschlafen. Von wegen Banane. Um viertel nach sechs stampfen schon die ersten Wanderer die donnernde Metalltreppe runter zum Frühstück. Da wir heute nur ein kleines Stück zurück gehen wollen bleiben wir länger liegen. Wir haben unser Frühstück auf acht Uhr bestellt. Beim Essen überlegen wir wie wir die nächsten Tage verbringen können. Wir werden die Strecke die wir schon hinauf gelaufen sind in drei Tagen zurück nach Besisahar laufen. Von dort geht es weiter mit dem Bus nach Pokhara und dann in ca. 12 Tagen hoch zum Annapurna Base Camp. Auf dem Rückweg laufen wir einen Abstecher zum Poon Hill der auf dem Abstieg unserer abgebrochenen Wanderung liegt.
Auf dem Hinweg hatten wir schon gesehen, dass es hier in der Nähe heiße Quellen gibt. Heute wäre die Gelegenheit dort baden zu gehen. Wir erkundigen uns nach dem Weg und erfahren, dass die Quellen, nur wenige Minuten entfernt, unten am Fluss liegen. Der Hotelbesitzer sagt einem Bekannten per Telefon Bescheid und meldet uns für elf Uhr an. Die Treppenstufen den Hang hinunter sind teilweise nicht mehr in bester Verfassung. Immerhin gibt es an vielen Stellen ein Geländer. Nach ungefähr fünfzehn Minuten erreichen wir die betonierten Pools. Der „Bademeister“ ist schon dabei das Wasser einzulassen. Dazu lenkt er das heiße Wasser über Rohre in das Becken. Per Schlauch wird auch kaltes Wasser hinzu gemischt. Zum Glück. Ich halt meine Hand unter der Strahl der aus dem Rohr kommt und muss sie sofort wieder zurück ziehen. Langsam steigen wir ins Wasser welches jetzt eine auszuhaltende Temperatur angenommen hat. Heißer dürfte es aber nicht sein. Der Mann meint es gut und nimmt den Schlauch mit dem kalten Wasser raus und legt ihn ins benachbarte Becken. Nach nur wenigen Minuten frage ich ihn ob er bitte unser Wasser wieder kühlen kann.



Jetzt hat mich auch einer erwischt! An meinem Handrücken hat sich ein kleiner Blutegel festgebissen. Mistvieh. Ich ziehe den Wurm sofort ab und werfe ihn aus dem Pool. Hoffentlich sind hier nicht noch mehr. Nach 30 Minuten halten wir es nicht mehr im heißen Wasser aus und duschen uns kalt ab. Wir verweilen noch etwas hier unten und ich bestaune diesen reißenden, Furch einflößenden Fluss den wir die letzen Tage immer neben uns hatten. Irgendwie ein komisches Gefühl zu wissen, dass diese Wassermassen hier soviel zerstört haben. Wir steigen wieder nach Jagat hinauf und packen unsere Sachen für die Weiterreise. Glücklicherweise können wir die Kamerataschen am Hüftgurt befestigen, sodass wir trotz des Sturzes beim Wandern noch relativ gut dran kommen. Während des Mittagessens stellen wir unsere Schuhe zum Trocknen in die Sonne, die sich heute endlich mal blicken lässt.

Auf dem Abstieg erleben wir nicht viel neues, da wir ja schon mal hier waren. Nur der Ausblick ins Tal ist wunderschön. Alles sieht direkt so freundlich aus wenn die Sonne rauskommt. Wir studieren die Karte und überlegen wie weit wir heute laufen. Zehn Kilometer sind uns heute zu viel und da nach sechs Kilometern keine Unterkunft mehr kommt wird es heute wirklich ein kurzer Tag.


Wir laufen in der letzten Siedlung auf und ab und entscheiden uns für das Guesthouse mit der schönsten Aussicht. Einer der Söhne fragt ob wir noch ein paar Minuten warten könnten da das Zimmer nicht gemacht sei. Ich glaube hier ist im Moment so wenig los, dass die meisten Gastgeber garnicht mit Gästen rechnen. Er zeigt uns das Zimmer. Es richt etwas muffig und erinnert an ein altes Bauernzimmer. Aber es ist ganz ok.

Als wir uns die Schuhe und Socken ausziehen finden wir zwei weitere winzige Blutegel. Direkt aus dem Fenster damit. Das wird nicht unsere letzte tierische Begegnung für heute bleiben. Als wir zum Essen nach draußen gehen und die Zimmertür schließen entdecke ich im Schein meiner Stirnlampe eine riesige Motte. Die ist bestimmt zehn Zentimeter lang.

In der anderen Ecke des Flures sehe ich etwas längliche schwarzes. Ich gehe dichter heran und sehe viele schwarze Fliegen an einer Art Honigwabe. Ist das eine Insektenfalle? Ich Puste vorsichtig und plötzlich fängt es an zu summen und alle Fliegen bewegen sich leicht. Ok, ich lass euch in Ruhe. Aber lasst ihr uns heute Nacht bitte auch in Frieden. Am Tisch schaue ich was das für Tierchen sind. Ich denke schwarze Wespen oder ähnliches. Hier draussen unterm Licht einer einzigen Birne werden noch so einige Falter angezogen. Wir stellen uns gerade vor was gewesen wäre wenn wir zelten würden.
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