Nepal, Annapurna Base Camp - Etappe 4: Deurali
- Kim
- 29. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Nepal, Annapurna Base Camp - Etappe 4
von Sinuwa nach Deurali
➙ 11,7km ➚ 1160hm ➘ 321m
Ausgeschlafen wache ich um sechs auf. Selten so gemütlich geschlafen auf einer Tour. Ich muss sagen, so langsam gewöhne ich mich an den Luxus einer Hüttentour. Dennoch vermisse ich ein wenig die Freiheit, die man beim Zelten hat. Hier bin ich aber um jedes Gramm froh das ich nicht tausende von Höhenmetern die Berge hinaufschleppen muss. Nach einem guten Frühstück brechen wir um kurz nach acht gestärkt auf. Wir sind noch nicht ganz sicher wie weit wir heute laufen möchten, aber eins ist klar: es geht bergauf gen Basislager!

Der Weg führt uns weiter durch den Dschungel, glücklicherweise aber mit etwas weniger Stufen als am Vortag, sodass wir gut vorankommen. Immer wieder bieten sich tolle Ausblicke ins Tal. Der Weg ist größtenteils verschattet und ich bin froh mich heute mal für die lange Hose entschieden zu haben. So langsam merkt man, dass es höher und dementsprechend kälter wird. Die Kleidungsunterschiede sind trotzdem heftig. Von Hotpant bis Daunenjacke kommt uns alles mögliche entgegen. Es ist immer noch ungewohnt wie sehr wir aus der Masse herausstechen. Jeder zweite der uns entgegen kommt fragt wo wir herkommen und zwei Mädchen möchten ein Foto mit uns machen.

Kurz bevor wir das Dorf Bamboo erreichen geht es einige steile Treppen hinab. Da es noch viel zu früh fürs Mittagessen ist, gönnen wir uns einen Masala Tee und ein KitKat. Da wir heute zum ersten Mal über 3000m Höhe schlafen trinken wir jede halbe Stunde ein paar große Schlucke. Dementsprechend oft müssen wir aufs Klo. Was die Toiletten auf dem Annapurna Base Camp Trek angeht? Bei den hygienischen Zuständen ist eine richtige Toilette garnicht mal so toll. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich wünsche mir das gute alte Hockklo zurück - einfach und hygienisch.

Auch der weitere Weg ist ziemlich gut ausgebaut und erstaunlich gut zu begehen. Wir wandern zwar den ganzen Tag am Hang entlang, Höhenangst kommt durch die breiten Wege nicht auf. Kleine Brücken führen uns immer wieder über riesige Wasserfälle hinweg, das Klima ist perfekt und es sind kaum Insekten unterwegs - ein perfekter Dschungeltag!

Im nächsten Dorf machen wir wieder eine kurze Rast. Was wie immer nicht fehlen darf: ein Tee. Wegen der Höhe ist Kaffee tabu. Es ist immer wieder erstaunlich für wie viele Besucher die Unterkünfte hier ausgelegt sind und wie wenig Menschen unterwegs sind. Abends sind wir meist die ersten und haben freie Zimmerwahl. In anderen Jahren, ohne Corona, kann es schnell mal passieren, dass man in der Küche auf dem Boden schlafen muss, weil alles so überfüllt ist.

Die ersten 400 Höhenmeter haben wir jetzt hinter uns. Um morgen Abend schon das Annapurna Base Camp erreichen zu können liegen noch 700 vor uns. Umgerechnet auf die wenigen verbleibenden Kilometer muss es aber so langsam mal steiler werden. Und das wird es. Langsam kämpfen wir uns abwechselnd Stufen und kleine Pfade den Hang hinauf. Das Atmen fällt etwas schwerer. Ich schaue auf meine Uhr. Wir sind genau auf 2500 Meter, als hätte ich’s gewusst!


Wir passieren ein Schild mit dem Hinweis, dass auf den nächsten Kilometern weder auf den Boden gespuckt, noch Müll weggeworfen werden darf. Es ist die Heimat der Götter. Wir wandern einen wunderschönen grob gepflasterten Weg bis zu einem riesigen Wasserfall auf der anderen Talseite hinauf. Am Ende steht ein kleiner Tempel. Die Götter haben sich definitiv ein schönes Örtchen ausgesucht!



Mit zunehmender Höhe werden wir immer langsamer, vorallem bei steilen hohen Stufen. Wir sind froh um halb zwei endlich Himalaya, ein kleines Dorf zu erreichen. Zum Mittagessen gibt es ein Sonnenbad und eine riesige Portion gebratenen Reis. Die hab ich auch nötig, mein Magen knurrt und meine Uhr zeigt bereits um diese Uhrzeit fast tausend verbrannte Kalorien an. Am liebsten würde ich mich kurz hinlegen, aber die letzten 300 Höhenmeter warten auf uns.

Langsam steigen wir Stufe für Stufe weiter hinauf, froh über jedes noch so kurze annähernd grade Wegstück.

Wir laufen unter einem riesigen Felsvorsprung hindurch und dann haben wir es tatsächlich geschafft. Nach 128 Kilometern in Nepal sind wir endlich aus dem Dschungel raus.


Das Gelände ist offen und zunehmend von Felsen durchsetzt. Wir sind fast auf Flusshöhe angekommen, der vor einigen Stunden noch so weit entfernt war. Riesige Nebelschwaden ziehen an uns vorbei, geben uns aber ab und an einen kleinen Vorgeschmack auf die Berge um uns herum. Ich bin so gespannt auf die Aussicht morgen früh!


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