Kambodscha, Siem Reap - Beng Mealea, vom Dschungel verschlungen
- Martin
- 5. März 2022
- 4 Min. Lesezeit
Dara holt uns heute um acht Uhr ab, daher haben wir noch etwas Zeit um in Ruhe einen Kaffee genießen zu können. Wie immer ist Dara pünktlich. Wir steigen in sein Remork-Moto und fahren los. Heute liegt eine circa zwei stündige Fahrt vor uns. Für den heftigen Fahrtwind hat Kim sich extra eine Sonnenbrille eingepackt. Ich bin durch meine Brille ja sowieso geschützt.
Nachdem wir die Stadt verlassen, fahren wir immer wieder durch exotische Wälder und kleine Orte. Einige Einheimische, die am Straßenrand oder auf ihren Feldern stehen, grinsen und winken uns freundlich zu. Einige Male muss Dara halten und nach dem Weg fragen. Ich verfolge gleichzeitig unsere Route auf dem Handy und möchte Dara Tipps geben, aber der ignoriert mich einfach und fragt lieber Leute am Straßenrand. Immerhin bin ich ja sein Kunde und der muss sich um nichts kümmern. Bis zur Ankunft am ersten Tempel stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und höre mir einen Podcast über die Geschichte Kambodschas an.
Nach ziemlich genau zwei Stunden und gerade einmal fünfzig Kilometern kommen wir am Beng Mealea an. Am Eingang befindet sich eine Hinweistafel über die Räumung von Landminen die seit den siebziger Jahren im ganz Land verteilt sind. Aus diesem Tempel und dessen Umgebung wurden fast 500 Mienen entfernt. Vor den Mauern des Tempels treffen wir auf zwei weitere Deutsch die mit einem deutschsprachigen Guide dort sind. Sonst ist niemand hier. Die Anlage sieht von Außen schon ziemlich zerfallen aus. Das Eingangstor liegt umgestürzt und von Pflanzen umschlungen auf dem Boden, sodass wir nur über eine Holztreppe ins Innere gelangen.


Der Boden innerhalb der Mauern ist vollständig mit riesigen Steinen bedeckt. Da es kein Durchkommen gibt kann man den Tempel nur über einen angelegten Holzsteg erkunden. Die drei anderen Besucher verlieren wir schnell aus den Augen, sodass wir den Tempel nun für uns alleine haben. Die verwurzelten Steine und teilweise doch sehr gut erhaltenen Bauwerke wirken im morgendlichem Licht sehr magisch. Der Anblick toppt sogar den des Ta Phrom. Die lange Anfahrt hat sich also gelohnt.





Gegen zehn Uhr wird es langsam heißer und auch ein paar andere Besucher betreten nun die Anlage. Der Weg teilt sich in einem der großen Höfe und wir wissen nicht so recht wo hin wir abbiegen müssen. Wir nehmen den linken Abzweig und landen nach zwei Minuten auf einer großen Aussichtsplattform. Von hier geht es nicht weiter. Also beschließen wir eine kleine Pause einzulegen und genießen die Aussicht. Plötzlich wird es laut. Wie aus dem Nichts fangen etliche Grillen an zu zirpen. Es wird so laut, dass wir unser eigenes Wort nicht mehr verstehen können. Jetzt wird es Zeit umzukehren. Vielleicht ist es am anderen Ende des Tempels ja ruhiger.

Wir nehmen den zweiten Weg am Abzweig und müssen, nachdem wir eine steile Treppe erklommen haben, in einen dunklen Gang absteigen. Hier unten ist es so dunkel, dass ich mein Handy raushole und die Taschenlampe anwerfe. Am anderen Ende klettern wir durch eine kleine Öffnung in einen riesigen Hof, indessen Mitte eine gut erhaltene Bibliothek steht. Im Gegensatz zu dem bisherigen Zustand des Tempels ist dieser Hof frei von Steinen und wir können uns hier frei bewegen. Über eine Treppe gelangen wir wieder auf die Außenseite der Mauern. Von hier laufen wir einmal um die Anlage herum zurück zum Eingang. Hier weißt uns ein anderer Besucher auf einen gut erhaltenen Schlangenskulptur aus Stein hin. Seit über achthundert Jahren steht diese fünfköpfige Naga nun fast unbeschädigt hier. Ohne den Hinweis wäre sie uns, glaube ich, garnicht aufgefallen.



An der Straße fehlt jede Spur von Dara. Aber da wir nach zwei anstrengenden Stunden nun gut eine Pause vertragen können, setzten wir uns in ein kleines Restaurant auf der anderen Straßenseite. Wir bestellen uns zwei Kokosnüsse und eine Portion gebratenen Reis. Irgendwann sehen wir Dara auf einem Parkplatz stehen. Nachdem wir bezahlt haben steigen wir wieder in sein Gefährt und es geht weiter.
Auf dem Rückweg liegt die Roluos-Gruppe. Eine Anlage aus drei Tempelgebäuden die zu den ältesten der Khmer-Tempeln gehören. Als erstes steht Lolei auf dem Plan. Hier befinden sich vier Ziegeltürme in sehr schlechtem Zustand. Einer ist kaputter als der andere. Generell ist dies eine der unspektakulärsten Gebäudegruppe die wir hier besichtig haben. Nach kurzer Zeit brechen wir also zum nächsten Ziel auf. Nur wenige Fahrminuten entfernt steht der Bakona. Der Haupttempel der Gruppe. Wie viele Tempel in Kambodscha steht auch dieser für einen Berg. Der Pate für diesen ist der Berg Meru. Die Anlage ist von einem riesigen Wassergraben umgeben über den in alle Himmelsrichtungen große Brücken ragen. Der Tempel selbst erstreckt sich über fünf Ebenen. Wir steigen in der Mittagshitze bis zur oberen auf und bewundern unseren wahrscheinlich letzten Tempel.





Am Parkplatz erfrischen wir uns durch eine weitere Kokosnuss und kaufen uns noch einige Souvenirs. Dara fragt, ob wir noch Lust haben uns das Dorf Kompong Pluk anzuschauen. Aber wir lehnen dankend ab. Auch wenn das am Tonle Sap See gelegene Fischerdorf bestimmt eine Attraktion ist sind wir doch zu kaputt um uns noch etwas anzuschauen. Wir brechen zum Hotel auf und erreichen es gegen sechzehn Uhr. Wir buchen Dara für morgen Früh, damit er uns zur Bushaltestelle fährt. Nach einem kleinen Snack wollen wir uns im Pool abkühlen aber dieser ist leider immer noch nicht benutzbar. Also gehen wir aufs klimatisierte Zimmer und fangen an unsere Koffer zu packen.
Zum Abendessen fahren wir noch einmal ins Banlle. Heute gibt es vegetarische „Fleischbällchen“ mit Nudeln und Pilzsauce und eine Gemüselasagne. Auch heute wieder nur zu empfehlen.
Wir genießen unseren letzten Abend in Siem Riep und bestellen uns für die Fahrt ins Hotel ein Tuktuk über eine App. Dort kann man den Fahrer „verfolgen“. Als ich schaue wo er bleibt sehe ich, dass er schon ohne uns zum Hotel gefahren ist. Er scheint Start- und Zielort verwechselt zu haben. Da uns das jetzt zu lange dauert storniere ich die Fahrt und rufe lieber einen neuen Fahrer. Zurück im Hotel schoppen wir noch im hoteleigenen Eco-Laden und kaufen uns vier Kokosnusschüsseln für Zuhause. Auf dem Zimmer packen wir unsere Koffer zu Ende und fallen, nach einem erneut anstrengenden Tag, erschöpft ins Bett.
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