Kambodscha, Siem Reap - Angkor Wat, das Herzstück des Khmer Reiches
- Kim
- 4. März 2022
- 5 Min. Lesezeit
Heute gehts wieder richtig früh raus. Der Wecker klingelt schon um kurz vor vier. Verknittert kämpfe ich mich aus dem Bett und springe schnell unter die Dusche. Im Wind der Klimaanlage konnte ich schlecht einschlafen, ohne war es aber auch nicht auszuhalten letzte Nacht. Unser Fahrer holt uns pünktlich um fünf ab. Puh. Immer wieder anstrengend so Sonnenaufgangstouren. Durch die Dunkelheit düsen wir zur Tempelstadt und erreichen nach kurzer Zeit das Herzstück, den Angkor Wat. Es ist so dunkel, dass wir ihn noch nicht erkennen können. Unser Fahrer setzt uns im Nichts ab und wir folgen vereinzelten Lichtern über eine Brücke. Ich hoffe wir sind hier richtig. Normalerweise könnte man den Strömen von Touristen folgen, aber es ist kaum jemand da.
Durch das Westtor betreten wir die Tempelanlage und machen uns es an einem kleinen Teich gemütlich, von dem man beim Sonnenaufgang einen tollen Blick auf den Angkor Wat haben soll. Mit der Zeit versammeln sich etwa 50 Leute hier - nichts im Vergleich zu der Zeit vor Corona. Nach ein paar Minuten lässt sich dann endlich die Sonne hinter dem imposanten Tempel blicken. Zunächst unscheinbar, aber das Sonnenlicht wird von Minute zu Minute farbintensiver. Als das Spektakel zu Ende zu sein scheint werden die meisten ungeduldig und machen sich schon auf zum Tempel auf und verpassen das Finale. Wow. Der Himmel erstrahlt in tiefem Rot. Das übertrifft für mich sogar noch den Sonnenaufgang am Taj Mahal. Das frühe Aufstehen hat sich definitiv wieder gelohnt!



An einem der vielen kleinen Verkaufsstände stärken wir uns mit einem Kaffee und genießen nochmal in Ruhe die Aussicht bevor wir uns auf zum Tempel machen. Wir betreten den Angkor Wat von Westen aus und folgen zunächst dem Außengang mit seinen unzähligen Flachreliefs bis zum Osttor. Der Tempel wurde 1112-1152 unter Suryavarman II erbaut und zählt zu einer der spektakulärsten architektonischen Gebilde, die je geschaffen wurden. Er ist das Nationalsymbol der Khmer und das Herzstück Kambodschas.

Das Osttor lässt sich nicht über Stufen betreten, der es für den direkten Abstieg von Elefanten geplant wurde. Wir arbeiten uns in den Tempelhof vor und kommen aus dem Staunen garnicht mehr raus. Die aufwendig verzierten Sandsteinblöcke aus dem der Tempel erbaut ist, wurden über 50 Kilometer auf Flößen auf den Siem Reap Fluss hierher gebracht. Am Bau waren über 300.000 Männer und 6000 Elefanten beteiligt.

Über steile Holzstufen steigen wir zum Herzstück hinauf, von dem man einen tollen Blick auf das Areal werfen kann, welches von einem 190 Meter breiten Wassergaben umgeben ist. Insgesamt misst eine Größe von 1,5 mal 1,3 Kilometern. Normalerweise braucht man zusätzliche Tickets, um in einem vorher definierten Zeitfenster hier hoch steigen zu dürfen. Wir können direkt hinauf und sind fast allein. Was für ein Privileg. Hier fühlt man sich wirklich wie einer anderen Welt.



Wir werfen einen letzten Blick auf umgebenden Tempel und steigen wieder hinab. Auf zum nächsten Tempel, heute haben wir noch viel vor!

Mit unserem angenehm luftigen TukTuk fahren wir durch das Südtor hindurch und können eine Brücke mit vielen Statuen bewundern. Die Gesichter der einen Seite schauen griesgrämig drein und verkörpern das Böse; die Statuen auf der gegenüberliegenden Seite sind etwas besser gestimmt und verkörpern das Gute.


Nach kurzer Zeit erreichen wir den Bayon, auch Gesichtertempel genannt. Schon von weitem lässt sich der unglaubliche Detailreichtum erahnen. Je länger man hinschaut, desto mehr in Stein gemeißelte Gesichter kann man entdecken. Leider ist die obere Etage wegen Restaurierungsarbeit gesperrt, aber grade wenn so wenig los ist wie jetzt bietet sich das ja an. Wir wissen nicht so recht wo es her geht, aber steigen über ein paar große Felsblöcke einfach mal ins Tempelinnere. Wir schlagen uns durch die dunklen, verwinkelten Gänge und fühlen uns wie in einem Computerspiel, richtig abenteuerlich so allein!



Nachdem wir uns kurz verlaufen, aber wieder erfolgreich rausgefunden haben, spazieren wir in Richtung Baphuon. Der Urwald spendet ein wenig Schatten, aber trotzdem ist es um zehn Uhr schon unglaublich heiß. Auf dem Weg begegnen wir einigen Affen, die wild miteinander umhertollen.


Den Baphuon Tempel schauen wir uns nur kurz von außen an. Wir sind ganz schön fertig vom frühen Aufstehen und es kommt ja heute noch einiges… Vorbei am Königspalast und der Elefantenterrasse treffen wir unseren TukTuk Fahrer wieder und stärken uns kurz mit einer frischen Kokosnuss.


Den Angkor Tom verlassen wir durch das Osttor, einem Drehort in Tomb Raider, den wir uns gestern zur Einstimmung auf den heutigen Tag noch angeschaut haben. Wir sind ein wenig neidisch auf die Büffel, die sich im Wassergraben neben uns erfrischen. Kann ich gut verstehen bei der Hitze! Normalerweise schwitze ich nicht, aber hier läuft selbst mir der Schweiß von der Stirn.

Den nächsten Halt legen wir am Chau Say Tevoda Tempel ein. Im Inneren duftet es nach Räucherstäbchen und wir genießen jeden noch so kleinen Moment im Schatten. Direkt gegenüber liegt der Spean Thmor. Wir sind wirklich froh, dass so wenig los ist. Ich glaube nicht, dass wir sonst die Chance hätten so viele Tempel zu erkunden. Dennoch sollte man sich nicht zu viel vornehmen und die ganze Umgebung in Ruhe auf sich wirken lassen.



Auf den Te Keo führen uns steile und vorallem hohe Felsstufen hinauf. Besser gesagt Martin. Ich bin raus. Ich kann nicht mehr, bleibe unten und betrachte in Ruhe die detaillierte Architektur. Sowas habe ich wirklich noch nie gesehen. Wie viele Menschen an diesen ganzen Tempeln wohl gearbeitet haben müssen. Es findet sich so gut wie kein Stein, der nicht in irgendeiner Art und Weise verziert ist. Da kommt mir unsere heutige, moderne Architektur auf einmal relativ einfallslos vor. Ob da wohl jemand in 1000 vor steht und unsere Ruinen in diesem Ausmaß bewundert?

Zu guter letzt schauen uns noch den berühmten Ta Prohm Tempel an, der ebenfalls für die Szenen aus Tomb Raider bekannt ist. Leider ist es schon relativ spät. Fürs Fotografieren würde ich die Reihenfolge vielleicht etwas variieren, den Ta Prohm Tempel eher und die kleineren Tempel am Ende besuchen. Wir betreten das Tempelgelände und sind direkt baff. Riesige Bäume umschlingen das Gebäude. Unglaublich mit welcher Kraft sich die Natur das zurück holt, was einst ihr gehörte.




Nach mittlerweile sieben Stunden sind wir fix und fertig, sodass uns auf der Rückfahrt ins Hotel fast die Augen zufallen. Dort angekommen stärken wir uns erstmal mit ner Kokosnuss, Kaffee und nem frischen Obstteller. Köstlich!

Die Besitzerin hat eine kleine Babykatze auf dem Arm, auf die wir kurz aufpassen. Sie ist nicht viel größer als unsere Hand und viel zu klein, um schon von ihrer Mutter getrennt zu sein, die wahrscheinlich überfahren wurde. Zum Glück kommt die Besitzerin mit einer guten Nachricht zurück - nach einigem Hin und Her telefonieren hat sie ein neues Zuhause für die Kleine gefunden.

Den Rest des Tages verbringen wir mit unsere Klimaanlage auf dem Bett. Leider wird der Pool grade gereinigt, aber Hauptsache es ist kühl. Zum Abendessen raffen wir uns dann nochmal kurz auf, aber nach nur fünf Stunden Schlaf die letzte Nacht ist die Luft ganz schön raus, sodass wir in unserer Unterkunft essen. Wir bestellen vegane Taccos mit Pulled Mushrooms - tatsächlich das beste vegane Essen was wir auswärts je hatten!
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