Kambodscha, Koh Rong Sanloem - Sunset Beach, Die Zeit steht still
- Kim
- 23. Feb. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Die nächsten Tage stellen wir uns ausnahmsweise mal keinen Wecker. Martin wird etwas früher wach als ich und geht direkt am Strand joggen. Ich setze mich auf die Terrasse und schreibe ein wenig. Das klappt morgens, wenn man die Nacht drüber geschlafen hat, meist besser als am Abend. Ab und an sehe ich Martin, inklusive der neugierigen Strandhunde, am Ufer vorbeilaufen. Meeresrauschen im Hintergrund. Was ein entspannter Ort.
Zum Frühstück gibts für mich das gleiche wie jeden Tag hier: geröstetes Brot mit Avocado und Spiegelei. Das hab ich die letzten Monate so vermisst! Vollgegessen leg ich mich noch nen Moment aufs Bett und sortiere ein paar Fotos aus Sri Lanka aus. Wie schnell man wieder vergisst wie viel man eigentlich schon erlebt hat!
Da ich mir gestern einen kleinen Sonnenbrand eingefangen habe, wird sich heute wieder ordentlich eingecremt. Heute gehts nicht nur ins, sondern auch aufs Meer! Nebenan leihen wir uns für 6 Dollar die Stunde ein Stand Up Paddle aus. Ich lasse dem Herrn mal den Vortritt und beobachte das ganze aus sicherer Entfernung. Sieht ganz schön wackelig, aber spaßig aus!


Nach zwanzig Minuten bin ich dann dran. Im Schneidersitz schippere ich erstmal gemütlich aufs Meer hinaus. Das Wasser ist unglaublich klar und selbst im Tiefen kann man den Boden noch erkennen. Ich glaub so türkisfarbenes Wasser hab ich noch nie gesehen. Hier auf meinem Board und dem Paddel in der Hand fühlt man sich echt wie im Paradies. Nur das Meer, ein paar leichte Wellen und ich. Sonst nichts.

Ich genieße noch einen Moment die Ruhe und starte dann mit Level 2: Hinknien. Klappt soweit ganz gut und ich bin direkt fixer unterwegs. So langsam hab ich’s raus mit dem Paddeln. Von hier hat man eine unglaublich tolle Sicht auf die kleine, fast verlassene Bucht. Das Wasser ist so ruhig, dass ich mich an Level 3 traue: Hinstellen. Die ersten Versuche sind noch etwas wacklig und ich falle immer wieder auf die Knie zurück. Ich atme ruhig, fixiere mit meinen Augen einen Punkt und gehe minimal in die Knie, um die leichten Wellen auszugleichen - dann klappt’s!

Es macht so Spaß, dass ich stundenlang hier draußen rumfahren könnte! Heute ist echt der perfekte Tag dafür. Zwischendurch springe ich immer mal kurz ins Wasser in kühle mich ab. Obwohl man „nur“ steht is es doch anstrengender als gedacht in der prallen Sonne. Gut dass wir uns heute eingecremt haben. Wir wechseln uns die Stunde über ab und stärken uns mittags mit ein paar getrockneten Apfelschreiben und einer Handvoll Mandeln.

Da wir die Preise auf der Insel vorher nicht einschätzen konnten haben wir uns für mittags ein paar Snacks mitgenommen. Auf beiden Inseln gibt es keine Geldautomaten - also unbedingt genügend Bargeld einstecken und vor Ort gut darauf aufpassen! Es soll wohl schon den ein oder anderen Diebstahl in den abgelegenen Buchten gegeben haben. Ein Hauptgericht kostet hier zwischen 6 und 12 Dollar, eine kleine Dose Bier 2 Dollar, Trinkwasser gibts in unserer Unterkunft kostenfrei. Wenn man wie wir ein paar Snacks dabei hat sollte man etwa 22 Dollar pro Tag und Person einrechnen, ansonsten etwa 32 Dollar. Außerdem sollte auch etwas Geld für Aktivitäten wie Schnorcheln, Stand Up Paddling, Kanu fahren und vielleicht doch mal das ein oder andere Bierchen nicht fehlen ;) Allgemein sind die Preise auf der Insel nicht mit dem Festland vergleichbar, da die Unterkünfte fast zwei Tage benötigen, um sich in Sihanoukville selbst mit neuen Vorräten einzudecken oder extra von kleinen Boote beliefert werden müssen.


Den Rest des Tages hängen wir in unseren Hängematten am Strand rum. Im Halbschatten lässt es sich super aushalten und ich nutze die internetfreie Zeit heute zum Schreiben. Leider hänge ich immer noch etwas mit den Blogbeiträgen aus Sri Lanka hinterher. Stichpunkte machen wir zwar immer noch am selben Tag, aber manchmal kommen wir mit dem Ausformulieren nicht mehr hinterher wenn wir viel unternehmen. Zwischendurch gönnen wir uns nebenan einen eiskalten Mango Passion Fruit Smoothie - lecker!
Wie lang ein Tag doch sein kann wenn man absolut nichts vor hat. Ich kann mich nur an wenige Tage unserer Reise erinnern an denen das der Fall war. In Kombination mit der Abgeschiedenheit hier scheint die Zeit wirklich still zu stehen. Den Nachmittag verbringen wir mit Hörbüchern und Musik, raffen uns aber später dann doch nochmal auf und duellieren uns in einer Runde Badminton. Ewig her, dass ich das gespielt hab, früher fast jeden Sommer. Hatte ich garnicht so anstrengend in Erinnerung - dann wären wir mit der Sporteinheit für heute ja auch durch ;)
Obwohl wir noch nicht lang hier sind hat man trotzdem schon das Gefühl alle zu kennen. Entweder kam man schon ins Gespräch oder hat sich den Tag über seine eigenen Geschichten zu den Menschen ausgedacht. Da wäre zum Beispiel eine spannende Dreiecksbeziehung zwischen einer unglaublich hübschen Philippinin, einem Deutschen und einem Franzosen. Gestern wurde der Deutsche gedatet, heute verbringt sie den Tag mit dem Franzosen. Es werden wirklich alle Geschütze aufgefahren - ihr Steine flitschen beibringen, zusammen schaukeln, Gitarre spielen und ihr dabei ein Ständchen singen. Dann wäre da noch ein Amerikaner, der grade mit der Highschool fertig ist und jetzt als Backpacker unterwegs ist. Zu guter letzt leistet uns noch ein russisches Pärchen Gesellschaft. Ein hartgesonnener Mann, der den Tag über seine eigenen Fische mit der Harpune fängt und seine hübsche Frau, die ihre langen Haare beim Schaukeln im Wind wehen lässt und ihm mit sicherem Abstand zuschaut. Später lassen sie sich ihren selbst gefangenen Fisch dann als Sashimi und Filet in unserem Restaurant zubereiten und essen am Strand. Sieht das lecker aus!


Nach dem Sonnenuntergang machen wir es uns dann auch im Restaurant gemütlich und lassen den Tag bei einem kühlen Bier ausklingen. Das gönnen wir uns heute mal. Dazu gibts Pizza. Es soll die beste der Insel sein und es gibt sogar meine Lieblingskombination aus Schinken, Pilzen und Zwiebeln. Ich muss sagen, sie wird ihrem Ruf gerecht! Danach wird gespielt. In unserer Unterkunft gibt es eine große Sammlung von Brett- und Kartenspielen. Es ist echt schade oft den gesamten Abend nur auf sein Handydisplay zu starren und sich Dinge anzuschauen, die einen im Grunde genommen doch garnicht wirklich interessieren. Wir spielen einige Runden Uno, Dobble und Story Cubes. Auch die Dreiecksgeschichte spitzt sich zu. Die Philippinin sitzt nun mit beiden an der Bar - na das kann ja spannend werden ;) Es ist ein lustiger und ausgelassener Abend. Da wir morgen zum nächsten Strand aufbrechen macht uns Paul noch einen „Cheesecake“ als Abschiedsdrink. Wir probieren und sind baff. Schmeckt wirklich nach Kuchen?! Wir haben keine Ahnung und Paul lüftet das Geheimnis: klarer Haselnussschnaps mit Limette. Köstlich, ich glaub da wären wir nie drauf gekommen!

Mittlerweile gewittert es in allen Himmelsrichtungen außer bei uns. Auf dem Weg zu unserer Hütte laufen wir noch den Strand entlang, beobachten die hell aufleuchtenden Blitze um uns herum und schlafen dann, eingekuschelt in unsere Decke, beim tosenden Donner ein.
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