Kambodscha, Koh Rong Sanloem - Sunset Beach, Bis ans Ende der Welt
- Kim
- 21. Feb. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Heute gehts wieder früh raus. Das wird ein langer Tag. Erst geht es mit dem Bus in den Süden, dann mit der Fähre auf die abgelegen Insel Koh Rong Sanloem und dann zu Fuß durch den Dschungel. Ein Taxi holt uns um viertel vor sieben am Hotel ab. Bis zur Haltestelle des Busunternehmens ist es zwar nur ne Viertelstunde, aber man weiß ja bekanntlich nie. Dort angekommen müssen wir zunächst unsere Impfausweise vorzeigen und dann durch eine naja mehr oder weniger effektive Desinfektionsschleuse hindurch, die uns von oben bis unten mit Desinfektionsmittel besprüht. Am Ticketschalter dann die erste Ernüchterung. Unseren Bus gibt es nicht. Wir hatten einen großen Bus gebucht, da wir schon einige Horrorgeschichten über die kleinen Vans gehört haben: rasante Überholmanöver, Raser, betrunkene Fahrer, Drogen, Absturzgefahr, Unfälle - auf keinen Fall den Minibus nehmen. Klappt ja wieder super. Natürlich ist nur noch ein Minibus verfügbar und fährt ne halbe Stunde später als geplant. Wir setzen uns in die Wartehalle und haben für die restliche Stunde ein mulmiges Gefühl, können es jetzt aber auch nicht mehr ändern.

Gegen acht steigen wir in einen recht neuen Fort Transit, der nur zu einem Drittel belegt ist. Daher gibt es zum Glück noch genügend Platz für unser Gepäck. Auch sonst sind wir positiv überrascht. Die Ausstattung ist modern, bequem, klimatisiert und man kann sich sogar anschnallen. Das haben wir auf unserer gesamten Reise nur selten erlebt. Die ersten anderthalb Stunden kommen wir nur langsam voran und tuckern durch die Stadt. Außerhalb der Stadt sind Geschwindigkeit und Fahrstil in Ordnung. Viel angenehmer als befürchtet. Wir legen ausreichend Pipi Pausen ein und kommen mit unserer Sitznachbarin Lisa ins Gespräch. Sie möchte auf dieselbe Insel wie wir und wir schließen uns für die Weiterreise zusammen. Ab zwei Drittel der Strecke macht unser Fahrer dann aber so langsam auch schlapp. Durch den Rückspiegel kann ich beobachten wie ihm immer wieder die Augen zufallen. Irgendwann setzt er eine Sonnenbrille auf. Naja, Montagmorgen halt.

In Sihanoukville angekommen nehmen wir uns gemeinsam ein Taxi zum Ticket Office der Fähre. Eine Fahrerin holt uns ab - eine Seltenheit! Unser Gepäck müssen wir auf den Schoß nehmen, da im Kofferraum ihr kleines Baby schläft. Am Ticket Office angekommen dann die nächste Ernüchterung für heute. Die Fähre legt von einem anderen Pier als auf dem Ticket angegeben ab. Wir müssen also nochmal durch die gesamte Stadt zum anderen Hafen. Auch hier waren die Online Rezensionen der Fährunternehmen nicht grade ermutigend: brechende Passagiere, brennende Motoren, stundenlange Verspätungen und grauenvolles Personal. Am Ticket Office sagte man uns, dass unser Online Ticket reicht. Beim Boarding wird nach einem richtigen Ticket verlangt. Also nochmal an einen Ticketschalter und schnell eins besorgen. Läuft ja wieder alles wie am Schnürchen…
Mit einer Viertelstunde Verspätung legen wir ab. Wir haben uns für eine der größeren Fähren entschieden, die ruhiger bei hohem Wellengang sein soll. Bei empfindlichem Magen nicht wie im Bus nach vorne, sondern nach hinten in Motornähe setzen. Es schaukelt zwar ganz schön, aber von der langen Reise fallen uns wie Babys die gewippt werden direkt die Augen zu. Unsere Fahrt sollte eigentlich direkt nach Koh Rong Sanloem gehen, aber wir steuern wohl doch erst die größere Insel Koh Rong an. Somit sind wir fast zwei Stunden anstatt der angegebenen fünfundvierzig Minuten unterwegs. Da unsere Unterkunft auf der anderen Inselseite liegt müssen wir noch über eine Stunde durch den Dschungel wandern oder uns mit einem kleinen Boot rüberschippern lassen. Straßen gibt es auf der Insel nicht. Hoffentlich schaffen wir es noch vor Sonnenaufgang auf die andere Seite. Auch hier haben wir schon Horrorgeschichten gehört. Noch vor zwei Wochen wurde auf dem Weg eine Frau von einem Affen angegriffen und gebissen. Mit einer entzündeten Fleischwunde wurde sie mit dem Boot aufs Festland zurückgebracht. Auf der Insel gibt es keine richtige medizinische Versorgung.




Um fünf Uhr erreichen wir dann endlich Koh Rong Sanloem. Es folgt die letzte Ernüchterung für heute. Wir legen wieder am falschen Pier an und müssen zusätzlich zur Tour durch den Dschungel noch fast drei Kilometer den Strand entlang. Wir marschieren zügig und etwas genervt los. Wir möchten unsere Unterkunft unbedingt noch im Hellen erreichen. Der Strand zieht sich ewig in die Länge. In den letzten Jahren ist hier eine Bungalowanlage nach der anderen entstanden. Es ist wohl der Partystrand der Insel. Kann ich mir gut vorstellen. Der Sand unter unseren Füßen ist traumhaft weiß und das Meer türkisfarben. Schade, dass wir das grad unter Zeitdruck nicht so genießen können.



Irgendwo muss es kurz vor Ende der Bucht links in den Urwald gehen. Wir fragen ein paar Einheimische nach dem Weg, bewaffnen uns mit einem Stock und dann kann’s losgehen. Wir folgen einem kleinen Pfad. Zum Glück nicht allzu zugewachsen. Dafür lastet der Rucksack schwer auf unseren Schultern. Da wir ja quasi für alle Klimazonen ausgerüstet sind haben wir auch entsprechend viel dabei. Sind wir zwar eigentlich gewohnt, aber die Hitze und bereits zwölfstündige Reise manchen es uns fast unerträglich. Nach einigen Metern geht es dann bergauf. Über steinige Stufen hiefen wir uns an Sicherungsseilen den Hang hoch. Der Schweiß tropft uns von der Stirn und die Mücken zerstechen uns. Dämmerung gleich Mückenzeit. Auch wenn es eigentlich schon zu spät ist kramen wir noch schnell das Mückenspray aus dem Rucksack und sprühen uns ein. Endlich geht es bergab. Der Weg bleibt aber knifflig und wir steigen über die hohen Stufen vorsichtig ab. Ob hier wohl schonmal jemand einen Rollkoffer dabei hatte, weil er nicht wusste was ihn erwartet?


Ganz knapp vor Sonnenuntergang erreichen wir nach anderthalb Stunden endlich den Sunset Beach, der seinem Namen gerecht wird! Unsere Klamotten sind so einheitlich vom Schweiß getränkt, dass es fast garnicht mehr auffällt. Wir wollten Abenteuer, wir haben Abenteuer. Was ein tolles Gefühl so abgelegen fern an der Zivilisation am Meer zu wohnen. Wir fühlen uns wie Robinson Cruso. Gestrandet. Wir werden schon erwartet und Paul ist erleichtert, dass wir da sind. Er hatte uns nicht so spät erwartet. Wir auch nicht. Wir setzen uns erstmal hin und bekommen eine eiskalte Limonade serviert. Tut das gut!


Am abgelegenen Sunset Beach im Westen der Insel gibt es vier kleine Anlagen mit Holzbungalows, Dorms, Baumzelten oder Jurten. Wir wohnen im SunBoo in einem kleinen Bungalow direkt am Strand, den Dschungel hinter uns. Strom wird durch Solarpaneele erzeugt, es gibt nur kaltes Wasser und tatsächlich weder WLAN noch Handyempfang. Ich glaube solch abgelegene Orte sind mittlerweile nicht mehr oft zu finden. Das Abendessen ist fantastisch. Es gibt gebratenes Gemüse mit Reis und dazu eiskaltes Dosebier. Was ein Tag!
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