Indien, Udaipur - Sonnenuntergang am Pichola See
- Kim
- 29. Dez. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Um zehn Uhr abends holt uns ein Jeep ab. Die Straßen sind unbeleuchtet und der Fahrstil so komisch, dass uns irgendwie schlecht wird. Wir sitzen quer hinten auf der Ladefläche und der Wind peitscht uns ins Gesicht. Ein Truck der mich an Jeepers Creepers erinnert folgt uns und ich hab irgendwie ein mulmiges Gefühl. Nach etwa zwanzig Minuten erreichen wir endlich den Bahnhof. Auf dem Boden liegen viele schlafende Menschen, die bis über den Kopf mit Tüchern bedeckt sind. Ich bin nicht sicher, ob sie hier wohnen oder nur warten. Am Bahnsteig angekommen beobachten wir einige streitende Straßenhunde, die im Müll zwischen den Gleisen wühlen. Zum Glück ist alles gut beleuchtet und weniger unheimlich als erwartet um diese Uhrzeit. Unser Zug fährt leicht verspätet in den Bahnhof ein, wir suchen unsere Plätze und versuchen möglichst leise unsere Schlafsäcke auszupacken. In dieser Klasse liegen immer drei Pritschen übereinander, die fast alle belegt sind. Abgetreten Abteile gibt es nicht. Irgendwie ein komisches Gefühl in Zeiten von Corona mit so vielen Menschen die Nacht auf so engem Raum zu verbringen. Ich klettere ganz nach oben und mache es mir in meinem Schlafsack gemütlich. Leider brauche ich ewig um einzuschlafen und werde dann, kurv bevor ich es geschafft habe, von irgendeinem Idioten geweckt, der das Licht anmacht und lautstark seine Sachen auspackt. Ich liege noch lange wach, aber im Liegen vergeht die Zugfahrt eindeutig besser als im Sitzen.

Als ich die Augen wieder aufmache ist es schon kurz vor sieben. Wir sind schon fast in Udaipur. Schnell packen wir unsere Rucksäcke und ziehen uns unsere Schuhe an. Am Bahnhof angekommen fahren wir mit einer Autorikscha zu unserer Unterkunft, einem kleinen Homestay gegenüber vom Stadtpalast auf einer kleinen Halbinsel. Wir werden freundlich empfangen und fühlen uns direkt wohler als bei unserer letzten Bleibe. Das Zimmer ist riesig, das Bett gemütlich und die Decke mit hübschen Ornamenten verziert. Mir fallen direkt die Augen zu. Kurze Zeit später werde ich von einem Klopfen wach. Es fühlt sich an als hätte ich ewig geschlafen. Die Gastgeberin bringt uns Frühstück: Aloo Parantha und Masala Tee - köstlich! Ich drehe mich um und schlafe augenblicklich wieder ein.
Total verpeilt wache ich erst gegen zwölf wieder auf. Ich muss erstmal duschen, um wieder einigermaßen wach zu werden. Nach einem kleinen Mittagessen bin ich aber wieder startklar und wir machen uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Udaipur ist wohl eine der elegantesten Städte Rajasthans und hat eine fantastischen Lage. Die weiße Stadt liegt am Pichola See, in dem sich das Aravalligebirge spiegelt. Wir machen es uns in einem kleinen Café gemütlich, um den morgigen Tag hier zu planen. Bei einem Cappuccino und zwei Gulab Jamun, frittierte Teigbällchen in Zuckersirup, stöbern wir in unserem Reiseführer und entscheiden uns morgen Mittag mal für einen Kochkurs anzumelden. Die indische Küche ist so schmackhaft hier und absolut nicht mit dem zu vergleichen, was wir auf den Tisch bringen, wenn wir versuchen indisch zu kochen.


Wir schlendern noch etwas durch die Altstadt, um einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen. Die Schönheit wird leider etwas getrübt durch die vielen Menschen, die uns ansprechen und in kleine Gespräche oder Kaufmanöver verwickeln.




Nach den letzten eher ruhigen Tagen sind wir den Trubel der Stadt garnicht mehr gewohnt und etwas überfordert, sodass wir uns entscheiden den Sonnenuntergang am etwas ruhigeren Manji Ka Ghat Park zu genießen. Es kostet zwar ein kleines Eintrittsgeld, aber dafür ist die Aussicht wirklich fantastisch.



Bevor wir uns durch die engen Gassen an unzähligen Hunden und Kühen zurück schlängeln, essen wir am Seeufer noch zu Abend. Heute mal wieder Thali und dazu ein Kokos Lassi. Ich bin so froh, als ich endlich im Bett liege. So eine Fahrt mit dem Nachtzug ist doch anstrengender als gedacht.

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