Indien, Jaisalmer - Eine stürmische Nacht unter freiem Himmel
- Kim
- 4. Jan. 2022
- 3 Min. Lesezeit
„Meine erste Nacht unter freiem Himmel mit Blick auf Millionen von Sternen“
Das klang vielleicht etwas idyllischer als es im Endeffekt ist. Leider kann ich lange nicht einschlafen, da einige streunende Hunde um uns herum laufen. Immer wieder höre ich ihr Tapsen im Sand, einmal spüre ich eine kühle Schnauze auf meiner Wange. Mitten in der Nacht zieht ein Sturm auf. Da wir unter einer Düne liegen wird der Sand direkt auf uns geweht. Egal wie wir uns wenden, drehen oder sonst irgendwie zu schützen versuchen, sind wir komplett in Sand gehüllt. Es knirscht zwischen den Zähne, die Nase ist vom vielen Sand verstopft und es kitzelt auf der Haut. Was für eine anstrengende Nacht.

Ich bin froh als endlich die Sonne aufgeht. Ich hab höchsten drei bis vier Stunden geschlafen und fühle mich todmüde. Beim Aufstehen falle ich fast hin, da mein Muskelkater vom Reiten gestern so heftig ist. Das hatte ich echt unterschätzt. Jetzt weiß ich wieso Reiten Sport und Sport Mord ist.

Zum Frühstück gibts frisch aufgekochten Chai, Obst, Toast mit Butter und Marmelade und eine Portion Nudeln. Unsere Kamele sind wohl über Nacht auf Wanderschaft gegangen, sodass sich Sandy und Nema auf die Suche nach ihnen machen während wir unsere Sachen packen.



Gegen elf reiten wir los. Diesmal habe ich Dixits Rucksack im Rücken und es fällt mir schwer die Balance zu halten, da ich mich nicht nach hinten lehnen kann. Der Muskelkater macht’s nicht besser. Mein Gesichtsausdruck ist heute eher schmerzverzerrt als freudig, sodass sich Sandy immer mal wieder umdreht und fragt, ob alles in Ordnung ist. Ich berichte von meinen Problemen mit dem Rucksack, aber ich glaube Sandy versteht mich nicht richtig. Also gehts weiter.

In einem kleinen Dorf steigen wir nach etwa zwei Stunden endlich ab und füllen unsere Wasserreserven auf. Bei den Schmerzen kann ich mir grade nicht vorstellen weiterzureiten und entscheide das nächste Stück nebenher zu laufen. Da die Kamele nicht sonderlich schnell sind versuchen wir es bis zum Mittagessen auf dem Landweg. Den ganzen Morgen war es bewölkt und angenehm - jetzt wo wir entschieden haben zu laufen knallt uns natürlich die Sonne heiß auf die Schultern. Etwa fünf Kilometer eilen wir den Kamelen hinterher. Durch Sand, Steine, Büsche und Dornen. Ob das jetzt wirklich so viel besser als Reiten ist? Hätten wir die Tour besser nur für eine anstatt zwei Nächte gebucht…

Unter einem schattigen Baum machen wir Mittagspause. Ich lege mich auf die Decke und schlummer fast ein während Nema über eine Stunde aufwendig für uns kocht. Es schmeckt wieder köstlich und tut richtig gut nach dem anstrengenden Marsch. Kurz nach dem Essen stößt eine andere Karawane zu uns und wir leihen ihnen ein Kamel aus. In Ordnung. Da unser Nachtlager schon in Sichtweite ist gönne ich meinem Muskelkater noch etwas Erholung und laufe das kleine Stück. Vielleicht wird es ja morgen besser. Wirklich schade. Eigentlich macht es echt Spaß zu reiten.

Nach ungefähr einer Stunde haben wir es geschafft. Pünktlich am Nachtlager fängt es an zu regnen und die beiden bauen uns für die heutige Nacht ein Zelt auf. Ich bin nicht sicher, ob das nicht eher für Kinder gedacht ist, fällt wirklich klein aus. Beim Chai und einer Portion Pakora sitzen wir den Regen aus. Zum Abendessen ist es kurz trocken und wir essen gemeinsam am Lagerfeuer.


Nach der anstrengenden Nacht gestern gehen wir heute aber früher schlafen. Leider macht uns das kleine Zeit schon beim einschlafen ganz schön zu schaffen. Seitlich tropft es herein und wir müssen uns in Embryonalstellung in einander puzzeln, um reinzupassen. Wir sind so erschöpft, dass uns aber trotzdem irgendwann endlich die Augen zufallen.
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