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Indien, Delhi - Lockdown in der Megacity

  • Autorenbild: Martin
    Martin
  • 7. Jan. 2022
  • 5 Min. Lesezeit

Am Abend, eine Stunde bevor unser Zug abfährt, lassen wir uns vom Hotel zum Bahnhof fahren. Bei der Anreise kam uns der Weg länger vor, nach drei Minuten sind wir schon da. Wir suchen unseren Zug auf der Anzeigetafel und gehen zum Gleis. Der Zug steht schon dort aber leider gibt es an diesem Bahnhof keine Anzeigen für die Abteilnummern. Also laufen wir einfach mal nach rechts dem Zug entlang. Leider ist das die falsche Richtung, unser Abteil ist am anderen Ende und Züge in Indien können ganz schön lang sein.

Wir werden fündig und steigen ein. Unsere Liegen sind schon belegt. Eine sechsköpfige Familie hat das gesamte Abteil beschlagnahmt. Sie bieten uns an unsere Plätze gegen zwei von ihren zu tauschen. Diese sind aber parallel zum Gang und da ich befürchte, dass man dort eher, von vorbeigehenden Leuten, gestört wird möchten wir nicht tauschen. Dann rücken sie noch mit zwei weiteren Plätzen raus. Das letzte Abteil im Wagon gehört auch noch zum Clan. Das nehmen wir dankend an. Anstelle von vier liegen sind hier nur zwei und gegenüber von uns ist nur eine Wand. Perfekt für eine achtzehnstündige Zugfahrt.



Wir machen es uns gemütlich und schlafen gegen halb eins ein. Da der Zug nicht wirklich gut belüftet wird entscheiden wir uns dazu unsere Masken auf zu behalten. Trotz der Maske schlafe ich richtig gut und werde erst um neun Uhr wach als ein Verkäufer durch den Zug läuft und laut ruft: „Chai, Chai“. Aber ich bin noch zu müde um mir direkt einen Tee zu gönnen. Gegen Zehn halten wir für über eine halbe Stunde in einem Bahnhof. Ich steige aus um mir die Beine zu vertreten. Draußen auf dem Bahnsteig steht ein fahrender Händler bei dem ich jetzt zwei winzige Becher Chai kaufe.



Zur Mittagszeit legen wir uns noch einmal hin und verbringen die letzen Stunden schlafend. Wir stellen uns den Wecker eine Stunde vor Ankunftszeit, da Delhi nicht die Endstation ist. Bei so viel Schlaf vergeht die lange Fahrt fast wie im Flug. Um 16:50 kommen wir pünktlich in Delhi an. Vor dem Bahnhof ist es recht ruhig und wir werden von den Tuktuk-Fahrern in Frieden gelassen. Wir versuchen ein Taxi per Uber zu rufen doch das will nicht so ganz klappen. Immer wieder sagt ein Fahrer zu und dann einige Minuten später storniert er die Fahrt. Ich denke, dass die Straßen um die Zeit einfach zu voll sind. Einige Meter weiter steht ein Taxi und wir handeln einen fairen Preis aus.



Im Hostel läuft der Check-In besser als vor dreieinhalb Wochen. An der Rezeption erfahren wir, dass es in Delhi ab morgen Abend über das gesamte Wochenende eine Ausgangssperre gibt. Unsere Fahrt zum Flughafen Sonntags morgens um drei ist aber wohl erlaubt.


Am nächsten Morgen steht erst einmal der PCR-Test an. Wir haben uns vorab schon einen Termin im Hotel gebucht um den Test durchzuführen. Der Mann nimmt die beiden Proben und meint, dass er uns die Ergebnisse am nächsten Morgen per WhatsApp schickt. Da wir für Sri Lanka aber wohl eine ausgedruckte Farbkopie benötigen bestehen wir darauf, dass er uns auch diese ins Hotel bringt. Nach ein wenig hin und her können wir ihn auch dazu überreden.


Für den Nachmittag haben wir uns eine geführte Tour durch Old Delhi gebucht. Wir fahren schon etwas früher zum vereinbarten Treffpunkt um uns schon einmal ein Bild von der Altstadt zu machen. Hier soll es auch ein paar westliche Geschäfte geben in denen wir uns eventuell noch das ein oder andere Kleidungstück kaufen wollen. Allerdings hat ein Großteil, auf Grund des bevorstehenden Lockdowns, schon geschlossen. Also vertreiben wir uns die Zeit bei Burger King. Es ist der erste Besuch einer Fastfood-Kette seit vier Monaten. Aber da das Angebot weltweit variiert wollen wir uns das einmal anschauen. Wir essen einen vegetarischen Burger der völlig anders ist als die deutschen. Positiv überrascht verspeisen wir den leicht scharfen Junk-Food-Happen.



Um fünfzehn Uhr treffen wir uns dann mit unserem Guide Suraj. Wir starten direkt und er scheint es wirklich eilig zu haben. Wir müssen aufpassen, dass er uns nicht davon läuft, so schnell wie er ist. Mit der Metro fahren wir weiter ins Zentrum. Hier sieht es nun endlich so aus wie man sich Delhi vorstellt. Dichter Verkehr, unzählige Menschen, Stromleitungen kreuz und quer über die Straßen und hier und dort mal ein Affe. Wir drängen uns durch die vielen Leute und Sunaj erzählt uns etwas über die Stadt.



Nachdem wir einige Basare besucht haben kommen wir zur Freitagsmoschee. Es ist eine der größten Moscheen weltweit und sie bietet 25000 Menschen Platz zum Beten. Wir dürfen noch für ein paar Minuten in den Innenhof da um halb fünf das Gebet beginnt.





In der Nähe der Moschee besuchen wir den Gurudwara Sis Ganj Sahib Tempel der Sikh. Der Sikhismus ist eine recht junge Religion mit ungefähr 25 Millionen Anhängern. Sie wurde erst im 15. Jahrhundert von Guru Nanak Dev in Indien gegründet. Für die Gemeinschaft ist jeder Mensch gleich gestellt. Das spiegelt sich in der täglichen Essensausgabe im Tempel wieder. Dort kann jeder, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder welchen Glaubens eine kostenlose Mahlzeit erhalten. Täglich werden so alleine in diesem Tempel 15-30.000 Portionen verteilt. Um das Gebäude zu betreten müssen wir unsere Köpfe mit einem Tuch bedecken und unsere Schuhe sowie Socken ablegen. Außerdem wäscht man seine Füße in einem kleinen Wasserbecken. Im Inneren ist das Fotografieren leider nicht erlaubt, sodass wir den prächtigen Gebetsraum nicht zeigen können.



Von hier nehmen wir eine Fahrradrikscha zum Gewürzmarkt. Durch enge Gassen gelangen wir in einen Art Hinterhof. In mehreren Garagen lagern hier Säckeweise Chilischoten, Kardamom- uns Kariandersamen, getrockneter Ingwer und viele fertig gemahlene Gewürzpulver. Der scharfe Geruch bringt uns hin und wieder zum Husten.







Auf der anderen Seite dieses Labyrinths kommen wir auf einer großen Straße hinaus und die Tour endet hier. Suraj bietet uns an, dass er uns noch mit der Metro bis zum Hostel begleitet. An der Station sind zwei von vier Eingängen, auf Grund der Corona-Pandemie gesperrt. Vor den verbleibenden bildet sich eine Warteschlange von bestimmt zweihundert Metern. Also beschließen wir bis zur nächsten Haltestelle zu laufen. Hier ist zum Glück nichts los und wir sind in wenigen Minuten in der Bahn. Zwei Stationen weiter sind wir auch schon am Hostel. Draußen organisieren wir uns über Suraj noch einen Fahrer für Sonntag Nacht. Wir wollen uns nicht auf unser Hostel verlassen und schon garnicht darauf nachts um drei ein Taxi auf der Straße zu finden.


Da um zehn der Lockdown beginnt und wir morgen auf das Essen im Hostel angewiesen sind gehen wir vorher noch einmal ins benachbarte Restaurant. Auch bei unserem dritten Besuch hier werden wir nicht enttäuscht. Große, leckere Portionen für recht kleines Geld.




Morgens schreibe ich dem PCR-Test Mann wann er denn heute vorbeikommen möchte. Als Antwort kommt nur ein: „Ich komme heute garnicht, da es regnet…“ Na super, ich frage ihn ob er mich verarschen will und, dass ich mich jetzt direkt ans Labor wende. Dreißig Minuten später steht er an der Rezeption und hat einen Ausdruck dabei. Allerdings in schwarzweiß und ohne Stempel. Für die beiden Kopien möchte er 200 Rupien die er selbstverständlich nicht von mir bekommt, da ich den Ausdruck für 20 Rupien im Hostel bekommen würde. Ich biete ihm noch ein paar Rupien Entschädigung für die Fahrt an, aber die möchte er nicht.


Den Tag über verbringen wir damit alle Dokumente und Einreiseformulare für Sri Lanka vorzubereiten. Als wir sie dann am Nachmittag drucken wollen spinnt natürlich der Drucker. So langsam fangen wir an nervös zu werden. Nebenan soll es wohl einen Copyshop geben, aber der hat heute bestimmt nicht auf und falls doch dürfen wir ja nicht raus. Zwei Stunden später meint der Drucker es dann gut mit uns und spuckt die vierzehn Seiten aus.


Am Abend werden wir irgendwie nicht wirklich müde und wir versuchen einfach wach zu bleiben bis das Taxi kommt. Ich vertreibe mir die Zeit indem ich mich nochmal über die Einreisebestimmungen für Sri Lanka informiere. Ich stoße auf eine Corona-Versicherung die man seit einer Woche benötigt. Zum Glück ist es kein Hexenwerk diese zu beantragen. Bezahlen kann man per Kreditkarte. Was hier nicht unbedingt selbstverständlich ist.

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