Indien, Pushkar - Die Stadt am heiligen See
- Kim
- 24. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Nach zwei aufregenden Tagen in Jaipur geht es für uns heute mit dem Zug weiter nach Ajmer. Von dort müssen wir uns noch ein Uber oder Taxi organisieren, um ins etwa vierzehn Kilometer entfernte Pushkar zu gelangen. Zum Glück müssen wir heute erst um sieben raus, was für uns in Indien mittlerweile fast schon Ausschlafen ist, da oft so viel auf dem Programm steht. Da unser Zug erst um halb elf fährt, haben wir heute sogar Zeit in noch in Ruhe zu frühstücken. Am Bahnhof finden wir uns schnell und gut zurecht. Bis auf die leichte Zugverspätung läuft alles glatt. Praktisch, dass man online live den Zugstatus checken kann. Wir hatten uns das ganze viel chaotischer vorgestellt. Auch heute fahren wir in der etwas gehobeneren, klimatisierten Klasse. Es ist nichts los und wir machen es uns in unseren Ledersitzen gemütlich.


Gegen ein Uhr kommen wir in Ajmer an und werden wie gehabt direkt von einigen Taxifahrern belagert, die uns unbedingt an unser Ziel bringen möchten. Da wir allerdings noch eine andere kleine Mission haben, lehnen wir dankend ab. Heute ist Weihnachten, deswegen möchten wir uns ausnahmsweise mal ein Gläschen Wein gönnen. Die Weihnachtstage verbringen wir in Pushkar, einem durch seine Lage am See, heiligen Ort. In der Öffentlichkeit ist dort der Verzehr von Fleisch, Eiern, Zigaretten und Alkohol verboten. Daher drängen wir uns in Ajmer durch die engen chaotischen Gassen, um hier noch eine Flasche Wein zu besorgen. Mittlerweile relativ gekonnt queren wir die stark befahrene Hauptstraße. Da es hier weder Fußgängerampeln noch Zebrastreifen gibt, hebt man einfach die Hand und arbeitet sich selbstbewusst Schritt für Schritt vor - überfahren wird man jedenfalls nicht! Nicht weit vom Bahnhof entfernt finden das kleine Weingeschäft, das sich in einer heruntergekommenen Garage befindet. Wir fühlen uns als würden wir Drogen kaufen, obwohl Alkohol in Ajmer vollkommen legal ist. Unser Versuch den teuren Wein etwas herunterzuhandeln scheitert leider und es stehen nur zwei edle Tropfen zur Auswahl. Naja. Heute ist Weihnachten. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Unser Versuch über Uber ein Taxi nach Pushkar zu bestellen scheitert leider ebenso. Also halten wir ein kleines Tuk Tuk an der Straße an und handeln den Preis auf fünfhundert Rupien runter. Wir nehmen Platz und düsen erstmal zur Tankstelle. Während der Fahrer tankt schaue ich mir die Karosserie genauer an - na die hat auch schon bessere Tage gesehen! Bei der kleinsten Steigung heult der Motor des klapprigen und verrosteten Gefährts lautstark auf und geht fast in die Knie. Nach ein paar Metern halten wir wieder an. Neues Öl muss her. Na das kann ja was werden - ob wir es die vierzehn Kilometer nach Pushkar wohl schaffen?

Im Schritttempo quälen wir uns mit lautem Getöse den Hang hinauf und weichen etlichen Kühen, Schweinen und Affen aus, die vollkommen entspannt über die Straßen spazieren. Den Berg hinab weht uns ganz schön der Wind um die Ohren. Na ein einfaches Taxi wäre ja auch langweilig gewesen oder? Am Ortseingang möchte man zwanzig Rupien Wegezoll von uns und wir werden an ein anderes Tuk Tuk vermittelt. Wir vermuten der Fahrer weiß nicht genau wo unser Hotel ist, können uns aufgrund der Sprachschwierigkeiten kaum mit ihm verständigen.


Heilfroh kommen wir kurze Zeit später im Hotel an und betreten die prachtvolle Eingangshalle. Wow! Nach dem Standard der letzten Tage sind wir richtig überwältigt. Die Zimmer sind hübsch und großzügig eingerichtet es gibt mehrere Gärten zum Verweilen und nicht zu vergessen sogar einen Pool. Na das ist doch mal ne angemessene Residenz für die Feiertage!


Wir essen kurz eine Kleinigkeit zu Mittag und machen uns dann zu Fuß zum Pap Mochani Tempel, den wir schon von unserem Hotel aus auf einem Hügel über der Stadt erspähen können. Mit zwanzigtausend Einwohner ist die Stadt deutlich kleiner und ruhiger als Delhi, Agra und Jaipur. Wir spazieren durch die Altstadt und sind richtig positiv überrascht. Die Menschen lassen uns weitestgehend in Ruhe und die vielen hübschen Bazarstände laden zum Bummeln ein. Das Stadtbild ist geprägt von Kühen, die auf der Straße spazieren, herumtollenden Affen auf den Stromleitungen und die vielen Roller, die durch die engen verwinkelten Gassen brettern.


Hinter dem Marwar Busbahnhof führt uns ein kleiner Pfad hinauf zum Tempel. Über unregelmäßige Steinstufen steigen wir den Hang zu einem spektakulären Aussichtspunkt hinauf.


Von hier haben wir einen perfekten Blick über die Stadt und den heiligen See, in dem jedes Jahr unzählige Pilger baden. Wir schießen ein paar Fotos und machen uns nach dem Sonnenaufgang auf den Rückweg in die Stadt.

Mit etwas Abstand spazieren wir am See entlang, dessen Ufer nur barfuß betreten werden darf. Außerdem dürfen keine Fotos gemacht werden. Da aber selbst die Einheimischen hier alle fotografieren schnappe ich mir schnell meine Kamera, um die friedliche Atmosphäre einzufangen.

Würde das Datum auf meinem Handy nicht angezeigt könnte man glatt vergessen, dass heute Weihnachten ist. Die Hindus und Muslime haben andere Feiertage, sodass wir gefühlt die Einzigen in der gesamten Stadt sind, die Weihnachten feiern. Kein anderer Tourist weit und breit. So ganz ohne Lichterketten, Schokonikoläuse oder Weihnachtsbäume ist es schwer so recht in Weihnachtsstimmung zu kommen. Auch das Weihnachtsessen fällt heute mal etwas anders aus. Im Sunset Café, einem der besten Restaurants der Stadt und direkt am See gelegen, gönnen wir uns heute köstliche Thalis.

Der Heimweg gestaltet sich etwas unheimlich, da unser Weg durch unbeleuchtete Seitengassen verläuft. Gut, dass wir unsere Stirnlampen dabei haben, die wir eigentlich für die kleine Wanderung zum Tempel eingepackt hatten. Wir begegnen nicht einer Menschenseele und kommen nach etwa zehn Minuten wieder in unserem Palast an. Wir machen es uns auf unserer Terrasse gemütlich und lassen den Abend bei einem guten Glas Wein ausklingen. Frohe Weihnachten!
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