Indien, Jodhpur - Durch die verschlungenen Gassen der Altstadt
- Martin
- 31. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Heute steht der früheste Transfer unserer Reise auf dem Plan. Der Bus fährt schon um 5:25 in Richtung Jodhpur los, daher stehen wir um viertel vor vier auf. Einen Transport haben wir uns für 4:30 geordert. Um kurz vor halb stehen wir vor der Unterkunft und warten. Aber zehn Minuten lang passiert nichts. Nur ein paar neugierige Hunde laufen an uns vorbei. Der Hotelbesitzer ist wohl durch das laute Türschloss wach geworden und kommt zu uns auf die Straße. Er ruft den Fahrer an und sagt, dass er in fünf Minuten kommt. Für seine Dienste am frühen Morgen will er schlappe 500 Rupien haben. Fürs zu spät kommen ganz schön happig.
Am Busbahnhof, der sich um einen großen Kreisverkehr verteilt stehen etliche Busse. Die Haltestelle soll sich vor einem Hotel befinden. Wir lassen uns dort absetzen und warten auf unseren Bus. Lange tut sich nichts und wir werden ungeduldig. Mittlerweile haben sich aber noch zwei weitere Leute zu uns gesellt und sie sagen, dass sie auch auf den Bus nach Jodhpur warten. Mit leichter Verspätung fährt der Bus dann endlich vor. Wir verstauen unser Gepäck und steigen ein. Im Bus befinden sich links und rechts richtige Liegeabteile mit Vorhang. Wir machen es uns bequem und schließen unsere Augen.

Gegen neun Uhr wird plötzlich unser Vorhang aufgerissen und ein indischer Mitfahrer begrüßt mich. Er meint es wäre noch eine Stunde bis Jodhpur und ich solle mich doch bis dahin mit ihm unterhalten. Ich erkläre ihm, dass wir früh aufgestanden sind und ich noch etwas schlafen möchte. Außerdem sind es laut Fahrplan noch zweieinhalb Stunden bis zum Ziel.
Kurz vor der Stadt frage ich den Fahrer ob wir im Zentrum halten. Er meint ich solle früher aussteigen und ein Tuktuk nehmen, das wäre schneller. Ich denke er vereinbart nur eine Fahrt mit einem befreundeten Fahrer der uns noch ein wenig durch die Stadt kutschieren kann. Etwas außerhalb hält der Bus dann und der Fahrer meint wir sollten hier raus. Draußen wartet schon wie vermutet ein Tuktuk auf uns. Für einen erhöhten Preis werden wir dann zum Hotel gefahren.
Das Hotel wirkt schon von außen sehr schön. Auch von innen ist das über fünfhundert Jahre alte Gebäude schön verziert und dekoriert. Im Inneren werden wir herzlich vom Personal empfangen und auf unser Zimmer geführt. Welches liebevoll geschmückt ist und, wie der Rest der Innenstadt, in hellem Blau erstrahlt. Wir schauen uns den Rest der Unterkunft an und bekommen vom Dach einen wahnsinns Ausblick auf das angrenzende Fort und das blaue Stadtzentrum.

Den restlichen Tag verbringen wir in der Altstadt. Das Zentrum ist zu Fuß in zehn bis fünfzehn Minuten zu erreichen. Als erstes besuchen wir den Stepwell Brunnen. Ein Stufenbrunnen ähnlich dem in Amber. Nur nicht so schön und ziemlich überlaufen. Dieses mal darf man die Stufen aber betreten.

Auf dem Weg von hier zum Uhrenturm dem Wahrzeichen der Stadt halten wir in einer Apotheke. Während ich drinnen nach einem Mittel gegen Halsschmerzen frage ruft Kim von draußen ich solle mal kommen. Ich gehe zu ihr und sehe, dass ihr eine Taube auf den Kopf und aufs Handy geschissen hat. Zum Glück ist der Haufen fest und lässt sich gut entfernen.


Am Uhrenturm und dem darum liegenden Marktplatz ist die Hölle los. Wir kämpfen uns durch die Menschenmengen und den chaotischen Verkehr. Der Markt und der Turm enttäuschen uns irgendwie und wir queren den Platz ohne ein Foto zu machen. Was dahinter liegt interessiert uns heute mehr. Ein Weinladen. Für den heutigen Silvesterabend kaufen wir uns dort zwei Flaschen Rotwein für umgerechnet 36 Euro. Nicht, dass das jetzt ein Edeltropfen wäre, aber Wein ist hier einfach unfassbar Teuer.
Auf dem Weg zurück zum Hotel verdichtet sich der Verkehr noch mehr. Das war bisher in jeder Stadt so, dass sich die Straßen kurz vor Sonnenuntergang extrem füllen und man sich kaum mehr bewegen kann. Hier darf man nicht die Nerven verlieren und am besten die vielen Leute, die etwas von einem wollen, links liegen lassen. Sobald man nur einen Bruchteil einer Sekunde Augenkontakt herstellt muss man demjenigen erst einmal klar machen, dass man nichts von ihm kaufen möchte. Einige Verkäufer sind sogar so dreist und packen uns am Arm. Wir reißen uns los und werfen ihnen einen grimmigen Blick zu.

Zurück im Hotel erholen wir uns erst mal von der Hektik und legen uns kurz hin. Zum Abendessen gehen wir auf die Dachterrasse, die mit fürchterlichen blauen LED-Bändern beleuchtet wird. Da es hier oben aber sowieso zu windig und zu kalt ist begeben wir uns kurzer Hand ins Restaurant im Innenhof. Wir suchen uns einen Platz auf dem Boden und machen es uns in den vielen Kissen bequem. Wir bestellen uns zwei verschiedene Currys und zur Feier des Tages noch zwei mal Nachtisch.

Bis kurz vor zwölf sitzen wir am kleinen Tischchen vor unserem Zimmer, knobeln und genießen den Wein. Das Feuerwerk schauen wir uns dann von der Dachterrasse an. Vereinzelt fliegt hier und da mal eine Rakete hoch und erleuchtet den Himmel. Manche Böller machen ganz schön Rabau, andere sind eher Blindgänger und heben erst garnicht ab. Besonders klasse sind die Raketen, die hoch gehen aber nicht zünden. Sie fliegen einfach brennend weiter und landen dann auf einem Dach. Wir beobachten das Spektakel eine gute halbe Stunde und machen uns dann wieder runter zu einer letzten Runde Kniffel und der zweiten Flasche Wein.
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