Indien, Jaisalmer - Auf Kamelen durch die Wüste Rajasthans
- Kim
- 3. Jan. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Unsere Tour startet heute zwar erst um zwei, aber da wir um elf auschecken müssen, kommt trotzdem etwas Zeitdruck auf. Chaotisch sortieren wir unser Gepäck und überlegen auf was wir die nächsten Tage wohl verzichten können und auf was nicht. Ein kurzes Frühstück und eine schnelle Dusche gönnen wir uns trotzdem noch. Aus dem Duschkopf kommt leider kaum Wasser, sodass ich mich auf den Boden setze und direkt unter dem Hahn dusche. Eher schlecht als recht, aber besser als nichts.
Kurz vor knapp geben wir unser Gepäck ab und machen es uns noch einige Zeit auf der Dachterrasse gemütlich. Es ist herrlich warm in der Sonne und ich nutze die Zeit, um noch etwas am Blog zu arbeiten. Zum Mittagessen stärken wir uns noch mit einer Portion Aloo Ghobi, einem Curry mit Kartoffeln und Blumenkohl - lecker!
Pünktlich geht es los. Unsere Verpflegung für die nächsten Tage wird in den Jeep geladen währenddessen wir einen grauenvoll orangefarbenen Turban verpasst bekommen. Keine Widerrede. Er ist genauso schwer wie er aussieht und so eng gebunden, dass ich kaum eine Mine verziehen kann. Na das kann mir ja was werden. Dixit, ein Inder, vielleicht etwas jünger als ich, ist mit von der Partie.

Mit dem Jeep fahren wir etwa eine halbe Stunde in die Wüste und halten bei einer verlassenen Stadt. Kuldhara wurde von den Paliwal Brahims, einer Völkergruppe aus Pali, errichtet. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden sie jedoch verfolgt und mussten quasi über Nacht fliehen. Heute findet man nur noch Ruinen vor, da die Wohnhäuser durch Erdbeben größtenteils zerstört wurden. Mitten in der Wüste in einer verlassenen Stadt aus Sandstein fühlt es sich an als wäre man in einer anderen Welt.



Unser nächster Stop ist ein See mitten im Nichts. Er wird nur von Regenwasser gespeist und dient den umliegenden Dörfern als einzige Wasserquelle in dieser dürren Gegend. Wir spazieren eine Runde und beobachten die vielen Ziegen, die aus dem See trinken bevor wir uns mit dem Jeep auf den Weg zu unseren Kamelen machen.

Die Kameltreiber, Sandy und Nema, warten schon auf uns und werden uns die nächsten zwei Tage durch die Wüste führen. Beim Anblick der Kamele wird mir direkt anders. Die vier liegen auf dem Boden, aber wirken auch so schon riesig. Sandy und Nema satteln das Gepäck auf, währenddessen wir uns schonmal etwas mit den Kamelen anfreunden. Ich reite auf Juliet, der einzigen Kameldame, die zum Glück etwas kleiner ist. Wir steigen auf und halten uns gut fest - beim Aufstehen wird man ganz schön von vorn nach hinten gewippt.

Sandy und Nema reiten zusammen auf einem Kamel vor, gefolgt von mir, Dixit und Martin. Na hier vorne, so nah an den Kameltreibern, kann mir ja nichts passieren. Es ist ganz schön wackelig hier oben, aber die Aussicht auf die umliegende Steppe ist herrlich. In der Ferne können wir ab und an ein paar Rehe beobachten, die leichtfüßig durch die Dünen springen. Wir unterhalten uns kaum und genießen einfach nur die Ruhe nach den letzten Tagen in den lauten und chaotischen Städten.

Wir reiten etwa zwei Stunden zu unserem Nachtlager in den Dünen. Als ich absteige falle ich fast hin, weil meine Oberschenkel so schmerzen. Ich hatte nicht erwartet, dass Kamelreiten so anstrengend ist! Das ganze Hin und Her balancieren geht auf Dauer aber ganz schön auf die Beine…

Unsere Kamele werden abgesattelt und genießen die Freiheit beim Wälzen im Sand. Wir sind froh wieder auf unseren Füßen zu stehen und tollen ein wenig durch die Dünen während die Sonne langsam untergeht. Es ist zwar kein spektakulärer Sonnenuntergang heute, aber die Stimmung ist so schön ruhig und friedlich hier draußen, dass es das auch garnicht braucht.



Als wir zurück am Schlaflager sind empfängt uns Sandy direkt mit einem köstlichen Masala Chai, den wir gemeinsam am Lagerfeuer trinken. Wir machen es uns auf einer Decke gemütlich, unterhalten uns ein wenig und schauen den Abend über dem Essen beim brodeln zu. Wir hatten garnicht erwartet, dass wir hier draußen abseits der Zivilisation so üppig bekocht werden. Es wird Pakora, frittiertes Gemüse als Snack aufgetischt. Als Hauptspeise gibt es ein Indisches Thali mit Dal, Curry und sogar frisch gebackenem Chapati - alles frisch und köstlich zubereitet!

Langsam ziehen die Sterne auf und auch die Kamele machen es sich im Sand gemütlich. Nach dem Essen singen Sandy und Nema noch eine Weile während wir die lodernden Flammen beobachten und langsam müde werden. Gegen elf machen wir es uns auf mehreren Decken und in unserem Schlafsack gemütlich. Meine erste Nacht unter freiem Himmel mit Blick auf Millionen von Sternen.
Comments