Georgien, Tobavarchkhili Lake - Etappe 1: Khobistskali River
- Kim
- 4. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Georgien - Tobavarchkhili Lake - Etappe 1
von Mukhuri am Khobistskali River entlang
➙ 16,6km ➚ 534hm ➘ 140hm
Der Wecker klingelt. Sechs Uhr morgens. Heute gehts zum Trailhead und wir haben noch einiges vor bis unsere Maschruthka fährt. Maschruthki sind Minibusse und das geläufige öffentliche Verkehrsmittel in Georgien. Da jedoch nur wenige Plätze vorhanden sind sollte man früh genug da sein. Sind zu wenig Plätze belegt, fahren sie nicht.
Der Tag fängt schon gut an. Mit einem Stromausfall, der so lange andauert bis wir abreisen. Glücklicherweise kann man noch heiß duschen. Zwar im dunkeln, aber Hauptsache warm! Im Innenhof gibt es noch ein traditionelles georgisches Frühstück, welches von einer herzlichen alten Frau serviert wird. Sie spricht zwar kein Englisch, aber „Peng“ und eine Geste in Richtung Leuchte verrät uns, dass auch sie vom Stromausfall genervt ist.
Gut gesättigt und gestärkt machen wir uns auf den Weg in das Stadtzentrum. Die Maschruthki sollen wohl nicht vom Hauptbahnhof sondern vom Busbahnhof bei der Brücke über den Fluss abfahren. Hier stehen einige Kleinbusse mit Städtenamen in georgischer Schrift hinter der Windschutzscheibe. Wir gehen alle nacheinander durch und vergleichen die für uns vollkommen unlesbaren Schriftzeichen. Wir müssen nach Makhuri, aber finden einfach keinen Bus mit der passenden Beschriftung. Vielleicht fährt wegen dem Lockdown keiner? Wir fragen einen Taxifahrer, der uns (was will man anderes von einem Taxifahrer erwarten, der Geld verdienen möchte) versichert, dass heute keine Maschruthka nach Makhuri fährt. Wir willigen ein und zahlen 40 Lari, umgerechnet etwas 12 Euro für die einstündige Fahrt. Preistechnisch kein Problem, dennoch wären wir auch gern mit der für Georgien üblichen Maschruthka gefahren.
Die Taxifahrt ist nicht allzu wild und mit unserem vollen Magen gut auszuhalten. Die Straßen werden immer mehr von Schlaglöchern durchsetzt. Am Trailhead angekommen laufen wir noch kurz ins Dorf, kaufen uns noch eine Flasche Wasser und packen um, sodass wir bereit für unsere erste Tour sind.

Wir queren den Fluss, an dem wir den restlichen Tages weiter oberhalb vorbeilaufen würden und biegen rechts ein. Der Weg führt uns heute und voraussichtlich noch morgen über Schotterpisten. Ein sanfter Einstieg, um wieder ein Gefühl für den schweren Rucksack zu bekommen. Ab und an finden sich noch vereinzeltet Gebäude oder Teile davon am Wegesrand.
Nach einer Weile drehen wir uns um und bemerken, dass uns ein Straßenhund folgt. Oh nein. Schon aus Chile kannten wir die Regel: keine Straßenhunde mit ins Gebirge. Wir versuchen ihm deutlich zu machen, dass er umkehren soll, machen uns groß, werden etwas lauter. Es hilft alles nichts. Er bleibt zwar auf Abstand, aber hartnäckig an uns dran. Nach einigen Kilometern führt eine Hängebrücke über den Fluss. Unser Weg verläuft eigentlich gradeaus, aber vielleicht eine Chance den Hund abzuhängen? Einen Versuch ist es wert. Wir laufen vorsichtig hinüber und entdecken ein paar alte Holzhütten, sogar mit Kamin ausgestattet. Der Tisch ist wie mit einer Tischdecke mit Farnenblättern bedeckt, die Wände alle bemalt und bekritzelt. Hat definitiv was von Endzeitstimmung. Wir essen eine Kleinigkeit und schauen nach dem Hund. Nach längerem Zögern kommt er nun doch mit über die Brücke. Mist. Jedoch läuft er nicht direkt zu uns sondern hinter eine Holzhütte, wo sich noch relativ frisch aussehende Abfälle von Picknickern befinden. Jackpot! Hund abgelenkt und wir laufen schnell zurück über die Brücke um ihn abzuhängen. Geschafft!

Die Sonne knallt uns auf die Schultern. Schon wieder haben wir uns etwas zu spät eingecremt, aber trotzdem noch grade rechtzeitig. Am Wegesrand liegt die Lugela Quelle, zu der wir kurz hinunter laufen. Das salzige Wasser soll heilend wirken. Na dann los! Wir füllen unsere Becher voll und ich spucke schon beim ersten Schluck fast alles wieder aus. Viel salziger als erwartet. Das muss reichen.

Dafür dass der Weg heute so monoton ist gibt es ganz schön viel zu sehen: Bienenkästen auf alten Autoreifen, gruselige Vogelscheuchen und urige Hexenhäuschen. Die Vegetation erinnert an Deutschland, aber die Atmosphäre ist eine völlig andere.




Den ganzen Tag laufen wir nur leicht bergauf, ein wirklich dankbarer Tourenstart. Allerdings soll uns laut Trailnotes bald das Wasser ausgehen. Wir hangeln uns von Quelle zu Quelle und fragen uns wo man hier wohl zelten kann. Es gibt nur die Straße, keine angrenzenden Wiesen oder ähnliches.



Wir sind schon zwei Kilometer hinter dem von uns markierten Endpunkt für unsere heutige Etappe und entscheiden hier zu bleiben. Wir kommen noch relativ einfach an Wasser und sind kurz vorm Aufstieg, der uns morgen bevorsteht. Unser Zeltplatz ist eine kleine Haltebucht, in der einige Bienenstöcke stehen. Ich hoffe die sind heute nicht zuhause, was besseres finden wir wohl nicht mehr.

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