top of page
  • Facebook
  • Instagram
  • Komoot
  • Mail
  • Blog abonnieren

Georgien, Mestia Ushguli - Etappe 2: Adishi

  • Autorenbild: Kim
    Kim
  • 16. Sept. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Georgien - Mestia Ushguli - Etappe 2

von Chvabiani nach Adishi

➙ 14,5km ➚ 605hm ➘ 430m


Es war eine unruhige Nacht. Regen, Blitze, Gewitter. Als der Wecker geht fühle ich mich so als wäre es noch mitten in der Nacht. Aber es hilft ja alles nichts. Wir lassen es langsam angehen, essen unser Müsli und trinken Kaffee. Schon halb neun. Wir schauen aus dem Fenster und der Nebel lichtet sich, sodass wir die Berge sehen können. Dafür, dass das Wetter so schlecht gemeldet ist sieht das ganz schön gut aus. Wir packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg. Im Flur unterhalten wir uns noch mit einem Pärchen aus Frankreich, das schon seit über einem Jahr um die Welt reist. Beruhigend zu hören, dass wir nicht die einzigen Verrückten sind, die während einer Pandemie um die Welt reisen.



Wir queren das kleine Dorf und wandern über Weideflächen den Hang hinauf. Schon nach einer halben Stunde machen wir eine kleine Pause und stärken uns mit einem Schokoriegel. Im Vergleich zum Frühstück der letzten Tagen ist unser Wandermüsli ungewohnt dürftig.



Bis zum Pass sind es etwa achthundert Höhenmeter durch den lichten Wald hinauf. Wir treffen einen deutschen Bergsteiger. Etwas jünger als wir und eindeutig zu gesprächig angesichts des steilen Aufstiegs.



Das Wetter wird zunehmend schlechter, sodass wir entscheiden unsere Regenjacken überzuziehen. In der Ferne fängt es an zu donnern. Ein unangenehmes Gefühl angesichts dessen, dass wir grade zum Hochpunkt der Umgebung aufsteigen. Der Weg gabelt sich und wir entscheiden uns im Gegensatz zu dem Bergsteiger den rechten Weg zur Seilbahnstation zu nehmen. Wir sind froh wieder zu zweit unterwegs zu sein.


Der Regen nimmt zu. Oben angekommen finden wir zum Glück eine Hütte vor, auf dessen Terrasse wir uns unterstellen können. Das Gewitter wütetet genau vor uns. Es regnet wie aus Eimern, hagelt, blitzt und donnert. Hoffentlich wird das Wetter bald besser, bis zum nächsten Dorf sind es noch einige Kilometer. Wir nutzen die Zeit und machen ungewohnt früh Mittag. Wenn nicht jetzt, dann heute wohl garnicht mehr. Wir verharren fast zwei Stunden unter dem Vordach bis wir das Gefühl haben, dass sich die Wetterlage etwas beruhigt hat.



Über den Bergrücken geht es noch einige Höhenmeter hinauf bis wir endlich in den geschützteren Wald absteigen können. Um uns herum blitzt und donnert es immer mal wieder, aber zwischen den Bäumen fühlen wir uns sicher und kommen gut voran. Da es durchgehend und teilweise ziemlich stark regnet bleiben die Pausen aus und wir versuchen möglichst schnell das nächste Dorf zu erreichen.



Die letzten Kilometer führen über offene Wiesen. Wir sehen einen Blitz. 1…2… Donner. Das Gewitter ist wieder so nah, dass wir unter einer kleinen Baumgruppe Unterschlupf suchen und abwarten, bis das Unwetter vorbeizieht. Füße eng zusammen. Die Zeit steht still. Es kommt uns ewig vor bis der Himmel wieder etwas heller wird. Wir laufen schnell weiter.



Geschafft. Das Dorf macht einen sehr verfallenen Eindruck, aber wir sind um jeden Unterschlupf froh den wir finden können. Verbrannte Häuser, kaputte Fassaden und die Straßen voll mit Kuhscheiße, die durch den Regen verdünnt das Dorf hinabläuft. Wir fühlen uns wie im Mittelalter. Die durch das Dorf stolzierenden Ziegen riechen streng, die Hunde bellen laut. Nach wenigen Metern laufen wir auf unsere Unterkunft zu und sind positiv überrascht. Wir klettern die steile Holztreppe hinauf auf einen Balkon und sehen sofort den Kühlschrank. Jackpot! Darauf erstmal erstmal ein kaltes Bier. Endlich im trockenen mit einer herrlichen Aussicht auf das Tal. Hier lässt es sich auf jeden Fall aushalten.



Unser Zimmer ist wohlig warm, da das Kaminrohr mitten hindurch verläuft. Wir streifen unsere klitschnassen Sachen ab und schlüpfen in unsere trockenen Schlafsachen. Den Abend über haben wir gute Gesellschaft. Zwei Holländer, ein Litauer und vier Deutsche. Es ist eine gesellige und lustige Runde. Wir essen zusammen, trinken Wein und lachen viel.


Morgen soll das Wetter noch schlechter werden als heute. Zwar weniger Gewitter, aber dafür mehr Niederschlag. Da wir einen nicht ganz so einfachen Fluss furten müssen schmieden wir gemeinsam Pläne für den morgigen Vormittag. Die Deutschen wollen vorreiten und mit den Pferden auf uns warten, um uns sicher auf die andere Seite zu bringen. Soweit so gut. Wir sitzen noch bis neun zusammen und gehen dann allmählich alle schlafen. Es ist die gemütlichste Nacht bis jetzt.


Morgens werden wir vom lauten Prasseln des Regens geweckt. Die anderen sind auch schon auf und wir gesellen uns dazu. Die Stimmung war angesichts der Wetterlage auch mal besser. Selbst die Pferde können bei dem Regen nicht los, geschweige den über den Fluss. Da das unser Backup war, um weiterzukommen, entscheiden wir einen Tag hier zu bleiben und das schlechte Wetter auszusitzen. Die Deutschen, die eigentlich reiten wollten, nehmen ein Taxi zurück nach Mestia. Die Holländer fahren mit dem Taxi direkt zum Endziel Ushguli. Der Litauer läuft trotzdem los. Hoffentlich schafft er es heil über den Fluss. Wir sind froh unsere Tour nicht einfach kampflos abzubrechen und hoffen auf besseres Wetter die nächsten Tage.

Es ist ein langer Tag. Der Strom im gesamten Dorf fällt aus. Die Stimmung kippt etwas.



Comentários


bottom of page